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In die Welt
eintauchen
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Ich bin im Alter von 21 Jahren mit sehr einfachen Sprachkenntnissen nach Deutschland gekommen. Als Freiwillige war ich vom ersten Moment an zu jeder Aufgabe bereit. Ich beginne meine Arbeit gegen 11:00 Uhr morgens, helfe in der Schulkantine beim Aufräumen und bei der Vorbereitung des Mittagessens. Durch diese Arbeit bekam ich mehr Verantwortung in Bezug auf die Hygiene und ich verstand auch, wie wichtig es ist, den Müll zu trennen und zu recyceln - etwas, das in Argentinien nicht sehr verbreitet ist. Und heute scheint es mir ganz normal zu sein, sich um die Umwelt zu kümmern.
Nach der Arbeit in der Küche ist Lernzeit, und ich helfe den Kinder dabei ihre Hausaufgaben zu machen. Danach essen die Kinder zu Mittag und genießen ein Dessert oder leckeres Obst, während ich sie beaufsichtige. Später spielen wir oder basteln zusammen.
Eine der schönsten Erfahrungen, die ich gemacht habe, war, als ich die Möglichkeit erhielt, Tanzunterricht zu geben. Ich nutzte die Zeit, um den Kindern mehr über mich und andere Kulturen zu erzählen.
Es ist nicht leicht, Tanzlehrerin zu sein. Man muss auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes achten und Tanz durch Spiel und Spaß vermitteln. Und das auf Deutsch! Ich widmete die Wochenenden der Vorbereitung meiner Klassen. Ich lehrte die verschiedenen Tänze, die es auf der Welt gibt und wie sie entstanden. Ich bereitete die Schritte vor, die ich unterrichten wollte, eine kleine Choreographie und dann einige Spiele, die alles in dieser Klasse Gelernte zusammenfassten. Dies war eine Erfahrung, die mir sehr geholfen hat, als Mensch und Tanzlehrerin zu wachsen, weil ich Kunst, Musik, Kinder, Pädagogik, Unterricht, Spiel und Spaß kombinieren konnte; und das alles in eineinhalb Stunden.
Die junge Generation von heute, ist die Zukunft von morgen
Ich bin immer noch erstaunt, wie das Bildungssystem und der pädagogische Ansatz hier funktionieren. Von einem sehr frühen Alter an wird die unabhängige Persönlichkeit der Kinder gefördert: Sie können frei wählen oder ausdrücken, was sie wollen. Die Akzeptanz des anderen als Individuum wird gestärkt, indem sie durch Lernen und Spiel interagieren.
Deshalb ist es sehr interessant, hier zu arbeiten, denn all diese Dinge werden in meinem Heimatland ganz anders gesehen. Und ich freue mich, an der persönlichen Entwicklung und Erziehung jedes Kindes teilzuhaben. Auch von der Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der OGS bin ich beeindruckt. Ich hatte die Gelegenheit an Trainingsgesprächen teilzunehmen, um Teamarbeit, Kommunikation, Entwicklung und Planung des Schuljahres zu verbessern, was sehr bereichernd war.
Wenn ich mein Leben in Argentinien und hier in Deutschland vergleiche, kann ich sagen, dass es viele Unterschiede gibt. In Argentinien lebte ich mit meiner Familie. Ich studierte an der Universität von Buenos Aires und hatte zwei Jobs: einen in einer Bäckerei und einen als Tanzlehrerin. Daher hatte ich nicht viel Zeit für mich selbst.
Als ich in Deutschland ankam, lag das alles hinter mir. Ich sah mich dem Alltag alleine gegenüber und musste mich der Unabhängigkeit stellen. Es gab Momente, in denen ich ein wenig traurig war, weil sich mein Leben um 360 Grad verändert hatte. Zum Beispiel ist das Essen hier anders als in Argentinien. Auch die Sonn- und Feiertage sind hier sehr superruhig. In Argentinien gibt es an diesen Tagen Musik, die Straßen sind laut. Aber nach und nach habe ich mich an die neue Kultur angepasst.
Ich habe gelernt, mich besser zu organisieren, ich habe Dinge ausprobiert und mich selbst besser kennen gelernt. Ich wurde flexibler und offener gegenüber neuen Ideen, ich wurde stärker und selbstbewusster. Ich kann auch sagen, dass ich globaler denke. Die sozialen Ungleichheiten in der Welt, der Kampf gegen Diskriminierung und der Kampf für die Rechte der Frauen interessieren mich stärker als zuvor.
Einer der Momente, den ich in Köln am meisten genossen habe, war der berühmte Karneval. Tatsächlich war ich überrascht zu sehen, wie sich alle verkleidet haben, abgesehen davon, dass die meisten ihre Kostüme viele Monate vorher vorbereiten. Und obwohl es kalt und regnerisch ist, warten die Menschen auf den Karneval und genießen die ganze Woche mit Freunden und Familie.
Ich möchte die Erfahrungen in der OGS nicht vergessen, die großartigen Kolleginnen und Kollegen, die in schwierigen, aber auch guten Momenten für mich da waren. Ich habe viele Menschen aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Ich habe mein Land mit seinen Bräuchen schätzen gelernt und ich habe gelernt, andere Kulturen zu respektieren. Für mich hat es sich gelohnt, aus meiner Komfortzone auszubrechen und nach Deutschland zu kommen!