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Essenziell war für mich die Erfahrung, ein Gefühl für die tatsächlichen Probleme auf der Welt zu bekommen und zu merken, wie privilegiert und behütet mein Leben und das Leben vieler Menschen in Deutschland ist.
„Die Arbeit und der Alltag in Kerala haben mich in vielerlei Hinsicht aufgeweckt, aufgerüttelt und geprägt“, sagt Felix. „Essenziell war für mich die Erfahrung, ein Gefühl für die tatsächlichen Probleme auf der Welt zu bekommen und zu merken, wie privilegiert und behütet mein Leben und das Leben vieler Menschen in Deutschland ist.“ Während seines Freiwilligendienstes hat Felix die meiste Zeit in einer Einrichtung für junge Männer mit körperlicher Behinderung gelebt und gearbeitet. Vor Ort hat er beim Englischunterricht unterstützt, beim Kochen geholfen und war auch einfach „viel für die Bewohner da“, erinnert er sich. „In meinem Jahr habe ich unbeschreiblich viel gelernt – über die Schwere der globalen Probleme, über Ungerechtigkeiten, über Menschen und vor allem über mich. Der Freiwilligendienst war für mich ein riesiges Privileg, um wichtige Erfahrungen fürs Leben zu machen und zu wachsen.“
Ich war davon überzeugt, dass sich in den Strukturen und im Denken in Deutschland etwas verändern muss, um die Probleme auf der Welt zu verringern.
Von neuen Sichtweisen und Perspektivwechseln berichten viele Rückkehrerinnen und Rückkehrer, die aus Ländern des Globalen Südens zurück nach Deutschland kommen. Auch Felix hat Erfahrungen gemacht, die ihn entscheidend geprägt haben: „Mein Leben nach dem Freiwilligendienst war ein komplett anderes: Mein Konsumverhalten wurde vegan, ökologisch, fair und möglichst regional. Ich wurde politisch aktiv, stellte alles in Frage, arbeitete im Weltladen, organisierte konsumkritische Stadtrundgänge und engagierte mich in antirassistischen Initiativen, als ich nach und nach bemerkte, welche Probleme und Ungleichheit es auch in Deutschland gibt.“ Die Entscheidung, sich weiter in Deutschland zu engagieren, hatte er noch während des Freiwilligendienstes getroffen, in langen Gesprächen mit seinen indischen Freundinnen und Freunden und durch die Arbeit in einer indischen NGO. Felix erläutert: „Ich war davon überzeugt, dass sich in den Strukturen und im Denken in Deutschland etwas verändern muss, um die Probleme auf der Welt zu verringern.“
Irgendwann fing Felix deshalb an, Projekttage an Schulen zu Themen wie Konsum, Flucht und Klima zu organisieren. Doch bald fand er es unzureichend, als Mensch ohne Fluchterfahrung in Schulen über Flucht und Migration zu referieren. Darum organisierte er Projekttage in Rüthen, bei denen geflüchtete Freunde eine Stunde in den Dialog mit den Schülerinnen und Schülern traten. Bei einer Internetrecherche bemerkte Felix dann, dass es kaum qualifizierte Referentinnen und Referenten mit eigener Fluchtgeschichte gibt. Die Idee zur Multi-Schulung Flucht war geboren.
Was ist das Ziel der Schulung? „Dass geflüchtete Menschen zu aktiven und anerkannten Leitern von Bildungsveranstaltungen werden, statt passive Objekte in den Veranstaltungen zu sein“, erklärt Felix. „Weltweit sind über 65 Millionen Menschen auf der Flucht – mehr als jemals zuvor. Trotz all des Leids und damit verbundenen Fragen nach globaler Gerechtigkeit, sind die Fluchtursachen und Konflikte auf der Welt für viele Menschen in Deutschland kein großes Thema. Das wollen wir ändern!“ Hier setzen Felix und die BUNDjugend NRW nun mit ihrer Multi-Schulung an. Nach 2016 und 2017 richten sie dieses Jahr nun erstmals zwei sechsmonatige Schulungen aus – um weitere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auszubilden und somit noch mehr Menschen für die großen Themen Flucht und Migration zu sensibilisieren. Ein Ansatz, der auch die Jury des Fairwandlerpreises 2018 beeindruckt hat: Im Abend des 20. Februars hat Felix, stellvertretend für das Team der BUNDJugend NRW, den von der Karl Kübel Stiftung ausgelobten Preis in Empfang genommen. Mit Sicherheit Motivation für weiteres Engagement.
Mit der Multi-Schulung Flucht bildet die BUNDjugend NRW in sechsmonatigen Qualifizierungen Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus, um Projekttage und Workshops zu den Themen Flucht, Migration und Umwelt an Schulen in NRW durchzuführen. Hierbei entsteht ein intensiver Gruppenprozess für geflüchtete und nicht geflüchtete Menschen auf Augenhöhe. Die BUNDjugend NRW möchte damit ein solidarisches Miteinander und Engagement gegen Rassismus vorleben. Seit dem Start des Projekts wurden fast 50 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet oder befinden sich in der Ausbildung. Mit Workshops und Projekttagen haben sie bereits mehrere hundert junge Menschen erreicht.
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