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Kai Groß und Veit Hauberg engagieren sich aktuell weltwärts für die Entsendeorganisation Volunta in Cajamarca, einer kleinen Gemeinde von Chuquisaca in Bolivien. Dort arbeiten sie gemeinsam im Centro Ecológico Juvenil, einem ehemaligen Aufforstungsprojekt welches 1990 gegründet wurde. Die beiden Freiwilligen unterstützen das ökologische Vorhaben bei der Instandhaltung des Zentrums sowie im Bereich der Bildungsarbeit.
Wie sich ihr Alltag in ihrem Projekt gestaltet und wie sie auf den Umgang mit Umweltthemen in Bolivien blicken, haben uns die beiden in einem Interview erzählt.
Kai: Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig. Zum einen müssen wir Holz im Wald sägen. In unserer Einsatzstelle haben wir zwei große Bandsägen, wovon eine in Cajamarca im Centro steht und eine Mobile, welche man auf einen Anhänger laden kann. Darüber hinaus verfügt das Projekt über vier Gewächshäuser und eine Baumschule, wo Gemüse und Bäumchen angepflanzt werden. Hierbei ist es wichtig, alles zu betreuen und zu kontrollieren. Dazu gehört unter anderem Gemüse anzupflanzen und immer mal wieder zu gießen. Außerdem füttern wir die Tiere und kontrollieren, dass sie genug Wasser haben und alles in Ordnung ist.
Veit: Daneben hat das Centro insgesamt fünf Gästehäuser. Diese müssen auch fertig gemacht werden für die nächsten Gäste. Manchmal kommen größere Gruppen von bis zu 100 Menschen ins Centro. Mit diesen Gruppen machen wir auch kleine Touren durch das 15 Hektar große Land. Daneben hat das Centro auch einen Kletterpark für die Touristen und Touristinnen, den wir an den Wochenenden manchmal mit den Gruppen besuchen.
Kai: Wir haben auch schon viele eigene Ideen eingebracht. Zum Beispiel die Erneuerung des Außenbereichs vom Hühnerstall. Aktuell hat das Centro ungefähr 15 bis 20 Hühner. Unser Chef hat schließlich weiteren Hühnern unter der Bedingung zugestimmt, dass wir uns um die Tiere und die Erneuerung des Bereichs kümmern.
Veit: Was man auch nicht vergessen darf zu erwähnen ist, dass wir zweimal in der Woche in einer Schule im Einsatz sind, in dem kleinen Ort Punilla. Dort geben wir Dienstag- und Donnerstagvormittag für unterschiedliche Klassenstufen Englischunterricht. Das ist ganz cool.
Bolivien hat eine reiche natürliche Umwelt mit einer Vielzahl von Ökosystemen, darunter Regenwälder, Berge, Wüsten und Savannen. Trotz vieler Bemühungen steht das Land weiterhin vor Herausforderungen im Umweltschutz, darunter die Bekämpfung illegaler Landnutzung, die Eindämmung von Umweltverschmutzung und die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels.
Kai: Insgesamt haben wir das Gefühl, dass in Bolivien bislang ein gut funktionierendes Abfallsystem fehlt. Leider gibt es auch kein funktionierendes Pfandsystem oder ähnliches wie in Deutschland. Außerdem gibt es sehr viel Plastik. Egal, was du kaufst, es gibt immer neue Plastiktüten dazu. Diese werden dann nach Gebrauch einfach weggeschmissen, zum Beispiel auch aus dem Auto oder Bus. Oftmals werden die Tüten aber auch gesammelt und der ganze Müllsack einfach in die Natur gelehrt. Schließlich werden Feuer gemacht und der Müll einfach verbrannt.
„Ich habe so gelernt, dass man auch mit weniger Mitteln ähnliche Ergebnisse erzielen kann. Man sollte sich über das was man hat glücklich schätzen, auch wenn man die anderen Extreme vielleicht nicht kennt.“ (Veit)
Veit: Dennoch funktionieren einige Dinge meiner Meinung nach vielleicht objektiv schlechter, aber es klappt trotzdem. Zum Beispiel viele Autos, die hier fahren, wären in Deutschland wahrscheinlich schon in der Schrottpresse gelandet und trotzdem funktionieren sie. In Deutschland hätten wir dann eine neue Anschaffung, aber in Bolivien wird einfach alles repariert, da Neuanschaffungen zu teuer sind und sich viele Bolivianer*innen einen Neukauf nicht leisten können. Egal was, es klappt. Ich habe so gelernt, dass man auch mit weniger Mitteln ähnliche Ergebnisse erzielen kann. Man sollte sich über das, was man hat, glücklich schätzen, auch wenn man die anderen Extreme vielleicht nicht kennt.
Veit: Eins meiner Lieblingsessen ist Tablita. Dabei handelt es sich um Rindfleisch vom Grill, das nur mit Salz und Limone gewürzt wurde und es schmeckt sehr gut. Das Gericht wird mit Reis, ähnlich einem Milchreis, mit ein bisschen Käse innen drin, serviert. Oder mit Pommes, die gibt es immer. Und ich verbinde Koka mit Bolivien. Man kaut die Kokablätter und hat dadurch eine stimulierende Wirkung, wie Kaffee. Es macht wacher, hat weniger Hunger und man kann mehr Arbeiten. Das ist auf jeden Fall verbreitet hier bei den Bauern auf dem Land und hat Tradition. Das ist typisch bolivianisch.
Kai: Was ich auf jeden Fall noch mit Bolivien verbinde, ist die Tatsache, dass man alles mit alten Fahrradschläuchen reparieren kann. Das ist hier so eine Art Geheimwaffe. Zum Beispiel die Schläuche der Wasserleitung, die wir von unserer Quelle im Centro haben, sind alle mit alten Fahrradschläuchen verbunden. Ich will nicht wissen, wie viele Autos hier mit alten Fahrradschläuche zusammengehalten werden. Das ist kein Witz, es ist wirklich so. Das ist eine Wunderwaffe.
Kai: Einfach machen. Nicht lange darüber nachdenken, sondern einfach recherchieren und suchen, was einem gefällt. Man sieht richtig etwas von der Welt, lernt eine neue Kultur und Sprache kennen. Außerdem lernt man Menschen noch einmal völlig anders kennen. Damit meine ich auch Menschen, die zu gleichen Zeit wie du in Deutschland leben, aber trotzdem gefühlt ein ganz anderes Leben führen. Dann realisiert man, dass es doch so unterschiedlich sein kann. Solche Eindrücke kriegt man hautnah mit.
Veit: Mein Tipp ist, ähnlich wie Kai, einfach zu machen. Lieber dieses Jahr schon als dann irgendwie erst nach dem Studium. Irgendwann hat man zu viele Verpflichtungen. Ich würde sagen, der der es kann und bei dem es zeitlich passt, es einfach jetzt zu machen.
Vielen Dank für das Gespräch!