Freiwilligenarbeit in Indien: Nachhaltiger Tourismus in der Himalaya-Region Ladakh
Nachhaltiger Tourismus gewinnt vor dem Hintergrund des Klimawandels zunehmend an Bedeutung. Er zielt vor allem auf einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen am Urlaubsort ab und bietet ein Alternativmodell zum konventionellen Tourismus. William Mehl und Nils Boden machten ihren Freiwilligendienst in Indien mit der Organisation ecoselva e.V. und arbeiteten freiwillig im Bereich „Nachhaltiger Tourismus“. Sie erklären, wie ein nachhaltiger Tourismusaufenthalt in der Himalaya-Region Ladakh in Indien aussehen kann.

Wo liegt die Region Ladakh?
Die Region Ladakh liegt im Norden Indiens. Sie liegt zwischen dem Karakoram-Gebirge im Norden und dem Himalaya im Süden auf einer Höhe von ca. 3500 Metern. In der Region leben etwa 270.000 Menschen. Ladakh liegt nördlich des Himalayas und ist im Gegensatz zur Südseite des Himalayas von Trockenheit geprägt. Wasser ist daher ein kostbares Gut in der Region und der Klimawandel, der die Gletscher in der Region immer weiter zurückgehen lässt, verstärkt die Trockenheit zusätzlich. Umso wichtiger ist ein nachhaltiger Tourismus in dieser Region, um die Umwelt zu schonen und den Tourismus als Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung zu erhalten.
Welche Umweltprobleme entstehen durch den Tourismus?
Der konventionelle Tourismus beeinflusst nahezu alle Umweltbereiche. Sowohl der Verkehrsbedarf für die An- und Abreise zu den Urlaubszielen als auch der Verkehr vor Ort tragen in erheblichem Maße zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Zudem führt der Bedarf an touristischer Infrastruktur häufig zu erhöhtem Energie- und Wasserverbrauch. In der Region Ladakh konzentriert sich der konventionelle Tourismus vor allem auf die Knotenpunkte in Leh und verschiedene Hotspots, ohne Nutzen für die restlichen 90% der Bevölkerung und auf Kosten der Umwelt der Region.

Welche Ziele hat nachhaltiger Tourismus?
Nachhaltiger Tourismus soll dem entgegenwirken, indem er die bestehende Infrastruktur und die traditionellen Häuser der ansässigen Familien in den Dörfern stärkt. Der nachhaltige Tourismus stellt eine Alternative zum Massentourismus dar. Gleichzeitig bietet es nach wie vor die Möglichkeit, neue Länder und Kulturen kennen zu lernen.

William und Nils sind mit der Entsendeorganisation „Ecoselva e.V.“ in der Regionalhauptstadt Leh. William arbeitet in einem Projekt zur Förderung von nachhaltigem Ökotourismus und Nils in einer lokalen Schule und unterstützt Lehrerende bei der Umsetzung von Umweltprojekten. „Nachhaltiger Tourismus soll auch Einblicke in das authentische Dorfleben der ladakhischen Familien in ihrer vom tibetischen Buddhismus geprägten Lebensweise ermöglichen“, erklären die Freiwilligen. Außerdem wird auf typische und möglichst lokale Lebensmittel geachtet, die ebenfalls auf traditionelle Weise angebaut und zubereitet werden. „Touristen erhalten frisches lokaltypisches Essen aus dem Küchengarten und können die Dörfer erkunden“, erzählen William und Nils.
„Nachhaltiger Tourismus soll auch Einblicke in das authentische Dorfleben der ladakhischen Familien in ihrer vom tibetischen Buddhismus geprägten Lebensweise ermöglichen“

Familien werden durch nachhaltigen Tourismus finanziell gestärkt. Insbesondere Homestay-Besitzer*innen werden durch nachhaltigen Tourismus unterstützt. „In allen Regionen Ladakhs wird die Infrastruktur in zukunftsträchtigen Dörfern aufgebaut. Die Homestays werden auf bestimmte Eigenschaften hin untersucht und diejenigen ausgewählt, die bereits über Mindeststandards wie ein Badezimmer mit Toilette nach westlichem Standard verfügen oder sich dazu verpflichtet haben, diese zu errichten. Die Homestay-Besitzer erhalten eine Ausstattung für ihre Schlafzimmer und Trainingsprogramme hinsichtlich Gastfreundschaft, Verpflegung und Haushaltsführung“, erläutern die Freiwilligen. Inzwischen haben William und Nils ihren Freiwilligendienst beendet und sind zurück in Deutschland. Sie blicken auf eine ereignisreiche Zeit zurück: Zelten im Schnee, ein Besuch des Dalai Lamas und neues Wissen über nachhaltiges Reisen.
Wie kann ich nachhaltig reisen?
Zwei ehemalige Freiwillige, die ihren Freiwilligendienst mit dem Verein Deutsch-Tansanische-Partnerschaft e.V. in Tansania gemacht haben, geben in einem Artikel Tipps, wie nachhaltiges reisen möglich ist.
- Einer der wichtigsten Punkte bei der Urlaubsplanung sind die Flüge. Wer sich für eine Fernreise mit dem Flugzeug entscheidet, hat eine große Auswahl an Kompensationsmöglichkeiten. Kurzstrecken- und Inlandsflüge können durch Bus- oder Bahnreisen ersetzt werden.
- Eine weiterer Tipp ist die Buchung nachhaltiger Unterkünfte. Bei der Auswahl der Unterkunft können Nachhaltigkeitszertifikate als Orientierung dienen. Es ist natürlich auch möglich direkt bei der Unterkunft nachzufragen.
- Des Weiteren bietet es sich an, Tagesausflüge, Touren etc. bei lokalen Anbietern zu buchen. Dadurch profitiert die lokale Bevölkerung und der kulturelle Austausch wird gefördert. Bei Aktivitäten mit Tieren sollte darauf geachtet werden, dass der Tierschutz eingehalten wird.
- Beim nachhaltigen Reisen geht es auch um soziale Nachhaltigkeit, daher sollte man sich vor der Reise mit dem Urlaubsland auseinandersetzen und sich über kulturelle Aspekte wie Religion, Sprache und Lebensumstände informieren.
Zum Beitrag "Nachhaltiger Reisen" auf der Internetseite der Deutsch Tansanischen Partnerschaft