Noch auf der Suche? Auf deinem Merkzettel kannst Du Entsendeorganisationen speichern, die Dir zusagen. Schick sie Dir anschließend per Mail zu oder speichere sie als PDF.
weltwärts
gehen
weltwärts
gehen
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung will deren Sichtbarkeit und Rechte stärken, allen voran das Recht auf Selbstbestimmung und Teilhabe. Dass eine Beeinträchtigung für einen internationalen Dienst kein Hindernis darstellt, beweisen das inklusive Freiwilligenprogramm weltwärts und die beiden ehemaligen Freiwilligen Kevin Kleiber und Jasmin Ciplak.
Seit 1993 steht der 3. Dezember international im Zeichen von Menschen mit Behinderung. Der Tag zielt darauf ab, das Bewusstsein für deren Anliegen zu stärken. Es geht um gesellschaftliche Gleichberechtigung und Inklusion, persönliche Freiheit und Unabhängigkeit. Kevin Kleiber, der aufgrund einer spastischen Tetraparese auf den Rollstuhl und eine ganztägige Assistenz angewiesen ist und die stark sehbeeinträchtigte Jasmin Ciplak zeigen mit ihren Geschichten beispielhaft auf, was das für die einzelne Person bedeutet. Beide lassen sich von ihrer Beeinträchtigung nicht einschränken und haben sich für einen internationalen Freiwilligendienst mit weltwärts, dem größten staatlich geförderten Programm dieser Art in Deutschland, entschieden. Denn weltwärts, das in diesem Jahr sein 15-jähriges Jubiläum feiert, ist inklusiv angelegt: Mehrkosten aufgrund einer Beeinträchtigung oder Behinderung werden übernommen. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen im globalen Süden haben Kleiber und Ciplak als Buch zu Papier gebracht, um andere an ihrem Perspektivwechsel teilhaben zu lassen.
Lange Zeit wurde Kevin Kleiber vermittelt, seine Beeinträchtigung würde ihn an Dingen hindern, die für andere selbstverständlich sind. Mittlerweile hat er andere – und auch sich selbst – eines Besseren belehrt. Sein Rollstuhl hat ihn weder von einem internationalen Freiwilligendienst in Mexiko abgehalten noch von der Reise durch insgesamt fünf Kontinente. Dabei lernte er nicht nur die Welt aus einer anderen Sicht kennen, sondern auch sich selbst. In seinem Buch „Vom Heimscheißer zum Weltenbummler – Mein Weg zu einem Leben auf eigenen Rädern“ gibt der 30-Jährige sehr persönliche Einblicke in seine Entfaltung. „Ich hatte das Bedürfnis, meine Geschichte zu erzählen, weil ich das Gefühl hatte, viele Erfahrungen gemacht zu haben, die man Menschen mit Beeinträchtigung nicht zutraut. Dementsprechend möchte ich andere Menschen mit meiner Geschichte motivieren, ihre eigenen Erfahrungen zu machen und ihre Ideen umzusetzen“, so Kleiber, der noch lange nicht dort sei, wo er hinwill, und weiterhin nach Möglichkeiten sucht, seine sozialen Fesseln abzustreifen.
Jasmin Ciplak verbrachte nach ihrem Abitur mit weltwärts ein Jahr in Togo. Die Tatsache, dass die junge Frau stark sehbeeinträchtigt ist - zum Zeitpunkt ihrer Reise sieht sie auf dem besseren Auge mit Brille nur noch zehn Prozent –, hinderte sie nicht daran. In ihrem Buch „Mit dem Blindenstock nach Togo“ erzählt die 23-Jährige von den Höhen und Tiefen ihres Abenteuers in einer fremden Kultur. „Wenn jemand fragt, worum es in meinem Buch geht, fällt es mir oft schwer, mich kurzfassen. Primär geht es natürlich um meinen Freiwilligendienst in Togo und den Umgang mit der eigenen Sehbeeinträchtigung. Dahinter verbirgt sich aber viel mehr, als man denkt“, fasst Ciplak zusammen. So lernte sie ihre Sehbeeinträchtigung, die sie vor Togo immer zu verbergen versuchte, anzunehmen. Der offene Umgang mit dem Thema ermöglicht es ihr, in den sozialen Netzwerken aufzuklären und zu verdeutlichen, dass man mit Beeinträchtigung genauso viel erreichen kann, wie ohne. „Vielleicht muss man manchmal mehr improvisieren oder investieren, aber letztendlich ist so viel mehr möglich, als man anfangs denkt.“
Pro verkaufte Ausgabe ihres Buches geht ein Euro an den Verein „Bildung für Balanka e.V.“, in dessen Bildungszentrum Jasmin Ciplak während ihres Freiwilligendienstes tätig war.