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Der Tag für menschenwürdige Arbeit am 7. Oktober macht jedes Jahr weltweit auf die Schaffung gesunder, fairer und sicherer Arbeitsbedingungen aufmerksam. Henrik Petz aus Berlin leistet seit August seinen Freiwilligendienst in La Paz, Bolivien beim Projekt „Hormigón Armado“, das sich für die Rechte der Schuhputzer*innen („Lustra Calzados“) einsetzt, die auf der Straße arbeiten.
„Hormigón Armado" unterstützt seit 2005 Kinder und Jugendliche, die auf der Straße leben und arbeiten. Im Mittelpunkt stehen Schuhputzer*innen, die zu einer Randschicht der bolivianischen Gesellschaft gehören und mit vielen Herausforderungen zu kämpfen haben. Viele von ihnen sind noch minderjährig, haben keine oder eine schlechte Schulbildung und leben in Armut oder sind obdachlos. Ihre Tätigkeit ist in der informellen Wirtschaft angesiedelt, was zur Folge hat, dass ihnen jegliche Arbeitsrechte verweigert werden. Das Sozial- und Kulturprojekt versucht, die Würde der Schuhputzer*innen zu stärken und ihre Stellung in der Gesellschaft zu verbessern. Kinder und Jugendliche sollen vor Ausbeutung geschützt werden.
Das Projekt bietet verschiedene soziale und wirtschaftliche Programme an. Eines dieser Programme ist die Zeitung „El Hormigón Armado“, die alle zwei Monate in einer Auflage von 5.000 Exemplaren erscheint. Die Zeitung wird von den Schuhputzer*innen und den jugendlichen Straßenarbeiter*innen der Stadt La Paz verkauft. „Die Zeitung kostet 5 Bolivianos. Vom Verkauf der Zeitungen behalten die Schuhputzer und Schuputzerinnen 4 Bolivianos und der letzte Boliviano fließt direkt wieder in das Projekt“, erzählt uns Henrik. Ein weiteres Programm des Projektes ist das Kulturzentrum „Hormigón Armado“. Im Kulturzentrum wird an drei Tagen in der Woche Pizza verkauft, sowie andere Hormigón-Produkte (Mittagsmenü, Zeitungen, CDs etc.). Außerdem gibt es Film- und Musikveranstaltungen und wöchentliche Workshops. Weitere Programme des Projekts sind unter anderem von Schuhputzer*innen geführte Stadtführungen, Unterstützung der (Aus-)Bildung der Schuhputzer*innen und Rechts- und Gesundheitsförderung.
Der 18-jährige Abiturient macht seinen Freiwilligendienst mit der weltwärts-Organisation ICJA. Er ist erst seit September als Freiwilliger in La Paz. Henriks Aufgaben im Projekt sind sehr flexibel, er hilft dort, wo er gebraucht wird und lernt nach und nach die verschiedenen Programme des Projekts kennen. Er betont, wie wichtig ihm das Projekt schon jetzt ist: „Es ist enorm wichtig, auf die Probleme der Lustra Calzados aufmerksam zu machen, da sie häufig Diskriminierung, Ausbeutung und anderen Problemen ausgesetzt sind. Gerade diese vulnerablen Gruppen sind oft diejenigen, die nie eine Stimme haben, um sich zu äußern. Genau hier setzt das Projekt an, was ich sehr sinnvoll finde.“ Henrik fügt hinzu: „Es ist wichtig zu erwähnen, dass das Projekt keine direkte Vertretung dieser Bevölkerungsgruppe ist, sondern versucht, auf die Probleme und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen.“
„Gerade diese vulnerablen Gruppen sind oft diejenigen, die nie eine Stimme haben, um sich zu äußern. Genau hier setzt das Projekt an, was ich sehr sinnvoll finde.“
Auch Henrik hat sich Gedanken zum Tag für menschenwürdige Arbeit gemacht. „Ich verstehe menschenwürdige Arbeit als ein Grundrecht für jeden arbeitenden Menschen weltweit. Dabei geht es vor allem darum, dass jede arbeitende Person das Recht auf freie Berufswahl, ein gerechtes Einkommen und faire, menschenwürdige Arbeitsbedingungen hat“, erklärt Henrik. Zum Schluss erzählt er uns, was für ihn persönlich das aufregendste Erlebnis in seinem bisher noch sehr kurzen Freiwilligendienst war. „Das aufregendste Erlebnis bisher war das erste Treffen mit meiner Gastfamilie, weil es natürlich eine ganz neue Situation war, auf die ich mich einlassen musste, die mich aber auch sehr bereichert hat“.
La Paz in Bolivien liegt 3.869 Meter über dem Meeresspiegel und ist damit die höchstgelegene Stadt der Welt.