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Nika Marie Fiehn ist 18 Jahre alt und kommt aus Freiburg. Da sie sich sehr für feministische Themen interessiert, bewarb sie sich bei den Sternsingern um einen Freiwilligendienst bei einem kolumbianischen Frauennetzwerk, das sich gegen Gewalt an Frauen einsetzt. Anlässlich des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen, berichtet sie aus ihrem Auslandsjahr.
Nika Marie Fiehn: „In der 10. Klasse bekam ich die Chance an einem dreimonatigen Austauschprogramm mit einem australischen Mädchen teilzunehmen, wodurch ich auf einer methodistischen Mädchenschule in Perth landete. Die Gemeinschaft zwischen den Mädchen und die akademische und persönliche Stärkung beeindruckten mich damals sehr. Nach der Rückkehr aus Australien stand für mich fest: Nach meinem Abitur möchte ich einen Freiwilligendienst machen.“
„Es weckte in mir großes Interesse, eine feministische Bewegung in einem anderen Land und einer anderen Kultur kennen zu lernen.“
Nika Marie Fiehn: „Politische Themen, vor allem der Feminismus, sind schon immer ein präsentes Thema in meiner Familie gewesen und wurden zu dieser Zeit immer wichtiger für mich. Als ich mich dann bei den Sternsingern bewarb, fiel mir direkt die Einsatzstelle beim Red Feminista Antimilitarista (deutsch: Antimilitaristisches Frauennetzwerk) auf. Es weckte in mir großes Interesse, eine feministische Bewegung in einem anderen Land und einer anderen Kultur kennen zu lernen. Als die Sternsinger mir diese Stelle zuteilten, freute ich mich daher riesig. Nach meiner Ankunft lernte ich schnell meine Arbeitskolleginnen und Arbeitsbereiche kennen.“
Das Red Feminista Antimilitarista arbeitet in Medellín, im Nordwesten Kolumbiens. Viele ärmere Viertel werden von paramilitärischen Gruppen und Drogenkartellen beherrscht. Die Atmosphäre ist von Angst, Schweigen und Gewalt geprägt. Das Red Feminista Antimilitarista möchte zu einer Veränderung der Geschlechterrollen und zu Frieden in der kolumbianischen Gesellschaft beitragen. Die Organisation führt Kampagnen und Projekte zu Frieden, Partizipation von Mädchen und Frauen, Prävention von Gewalt oder sexuellem Missbrauch an Mädchen und Frauen durch und beschäftigt sich mit grundsätzlichen Fragen zur Gleichberechtigung der Geschlechter.
Nika Marie Fiehn: „Meine Aufgaben im Projekt möchte ich euch kurz vorstellen: Der erste Bereich ist die Bewusstseinsbildung und die Unterstützung der Bildung von Mädchen. Mein Anteil ist das Unterrichten von Englisch. Dabei entstehen immer wieder lustige Situationen und auch ich lerne viel von den Mädchen. Beispielsweise fragte ich einmal, welche Kleidungsstücke man denn so für die kalten Jahreszeiten brauche, da lachten sie und sagten: „Nika, hier gibt es keinen Winter!”.
Nika Marie Fiehn: „Der zweite Bereich ist das Observatorio Feminicidos Colombia (deutsch: Beobachtungsstelle für Feminizide in Kolumbien). Die fünf Frauen der Beobachtungsstelle betreiben investigativen Journalismus zur Dokumentation und Analyse von Feminiziden in Medellin und ganz Kolumbien. Ihre Arbeit veröffentlichen sie auf ihrer Internetseite und in diversen Artikeln oder Büchern. Um eine breitere Masse an Menschen zu erreichen, übersetze ich diese Artikel ins Englische, wobei ich oft die verwendeten Fachbegriffe auf Deutsch erst einmal googeln muss, um sie ganz zu verstehen.
Mein dritter Aufgabenbereich ist das selbst verwaltete Café Ruda der Organisation in der Innenstadt Medellins. Hier arbeite ich zwei Mal die Woche als Bedienung, verbringe jedoch sehr viel mehr Zeit dort, da das Café auch Arbeitsplatz und Treffpunkt für meine Arbeitskolleginnen und mich ist. Ansonsten helfe ich bei der Vorbereitung und Durchführung von verschiedenen Festen, Kursen und anderen Aktivitäten des Red Feminista Antimilatrista.“
Nika Marie Fiehn: „Den Umgang miteinander im Projekt empfinde ich als sehr familiär, denn die Frauen verbringen auch nach der Arbeit viel Zeit miteinander. Dadurch verlaufen die Grenzen zwischen Arbeit und Aktivismus oft fließend. Trotz dieser entspannten Atmosphäre fehlt keineswegs die Ernsthaftigkeit bei der Bearbeitung anstehender Themen und Verfolgung gemeinsamer Ziele. Mich beeindruckt auch, dass es so viele unterschiedliche Arbeitsbereiche innerhalb des Projekts gibt. Die oben genannten, stellen dabei nur einen Bruchteil dar. All dies, und die Betreuung der Sternsinger, führt dazu, dass ich mich hier nützlich und gut aufgehoben fühle.“
Gewalt gegen Frauen kennt weder geographische Grenzen, noch beschränkt sie sich auf ein bestimmtes Alter oder eine bestimmte Hautfarbe. Sie betrifft alle Arten familiärer Beziehungen und alle soziale Klassen.
Nika Marie Fiehn: „Als letztes möchte ich in Anbetracht des heutigen Tages dazu anregen, gesellschaftliche Strukturen zu hinterfragen und sich vielleicht ganz konkret im eigen Umkreis umzusehen. Gewalt gegen Frauen kennt weder geographische Grenzen, noch beschränkt sie sich auf ein bestimmtes Alter oder eine bestimmte Hautfarbe. Sie betrifft alle Arten familiärer Beziehungen und alle soziale Klassen. Frauen werden dadurch ihre Menschenrechte und Grundfreiheiten verwehrt und es ist nach wie vor, weder in Deutschland noch in Kolumbien, nicht gelungen, die Rechte und Freiheiten von Frauen zu schützen.“