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Klinikalltag ganz anders

Als Krankenpflegerin in Gambia

Swantje

Einsatzort: Gambia

Organisation: ASB

Die Krankenpflegerin Swantje K. hat mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) zehn Monate lang in einer Klinik in Gambia gearbeitet. Dort hat sie einen ganz anderen Klinikalltag kennengelernt und neue medizinische Aufgaben wahrgenommen. Dabei hat sie einen anderen Blickwinkel auf ihren Beruf gewonnen.

Zielort Serrekunda

Nach bestandenem Examen und vielen Vorbereitungen hatte ich mich auf den Weg gemacht, um als Krankenpflegerin in einer kleinen Klinik des ASB in Gambia zu arbeiten. Mit mir sind zwei weitere Freiwillige nach Serrekunda geflogen. Vor rund 10 Jahren öffnete hier die ASB-Klinik ihre Türen. Heute bietet die Klinik über 36.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr eine Vielzahl an ambulanten Behandlungsmöglichkeiten. Stationär aufgenommen werden vor allem Frauen, die vor der Entbindung stehen, sowie Kranke mit Malaria oder HIV/AIDS. Außerdem gibt es ein Labor, eine kleine Apotheke, einen Zahnarzt, einen Verbandsraum und einen Operationssaal.

DieKlinikbietetüber36.000PatientinnenundPatientenproJahreineVielzahlanambulantenBehandlungsmöglichkeiten.

Alles ist anders

In Gambia ist alles anders: die Mentalität der Menschen, die Kultur, die Landschaft, die Religion, das Klima und die Sprache. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Der Kontakt zu den Gambiern war einfach und angenehm, aber die Avancen einiger Männer konnten manchmal auch anstrengend sein. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Klinik waren sehr nett und haben alles dafür getan, dass wir Freiwilligen uns schnell einleben und integrieren konnten. Sie waren sehr hilfsbereit und haben uns in den Arbeitsalltag einbezogen, so dass wir jeden Tag aufs Neue gerne in die Klinik gegangen sind. In der ersten Zeit durfte ich kaum etwas allein erledigen, aber nachdem ich das Vertrauen der Kollegschaft gewonnen hatte, wurden mir nach und nach eigene Aufgaben übertragen.

In Gambia ist alles anders: die Mentalität der Menschen, die Kultur, die Landschaft, die Religion, das Klima und die Sprache.

Swantje und Nora mit einer Kollegin in ihrer Mitte.
Die ASB-Klinik wird vorwiegend von Frauen und Kindern aufgesucht. Die Mütterstation bietet Vorsorgeuntersuchungen und Unterstützung bei der Geburt an.

Ein anderer Klinikalltag

Die Pflege ist in Gambia ganz anders aufgebaut, als ich es aus Deutschland kannte. Nur selten habe ich jemanden bei der Körperpflege unterstützt, da eigentlich immer ein Familienmitglied da war, das diese Aufgabe übernahm. Aufgrund des Ärztemangels im Land war die Klinik nicht ständig besetzt. Es gab Ärzte, die man im akuten Notfall anrufen konnte und eine Ärztin, die nachmittags zur Visite gekommen ist. Aufgaben wie das Veranlassen von Untersuchungen, die Diagnostik und das Ansetzen von Medikamente zählen in den Bereich der Pflege und werden von den Ärzten lediglich überwacht. Da die ASB-Klinik mit neun Betten und vier Entbindungsbetten sehr klein ist, ist es auch Aufgabe der Pflegekräfte, den Hebammen bei den Geburten zu helfen.

Eine besondere Erfahrung

Als Freiwillige hatten wir die Möglichkeit, in jedem Bereich zu arbeiten. Das größte Highlight war mich die Mitarbeit im FACE-Projekt. Im Rahmen dieses Projekts operieren jedes Jahr zwei deutsche Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen mit einem Dermatologen-Team Patienten und Patientinnen, die an Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Tumoren oder anderen Entstellungen leiden. Mit Hilfe von Spenden war es möglich, alle Kinder kostenlos zu behandeln. Diese Woche war sehr anstrengend, da wir die Operationen vorbereitet, begleitet und nachbereitet haben. Aber es war eine ganz tolle Erfahrung. Die Dankbarkeit der Menschen zu spüren, war für mich ein besonderes Erlebnis, denn in Deutschland werden diese medizinischen Behandlungen als Selbstverständlichkeit hingenommen. In diesem Moment habe ich gespürt, dass ich etwas Sinnvolles tue.

Kommunikation mit Hindernissen

Der Kontakt mit den Kranken war mitunter nicht ganz leicht. Längst nicht alle Menschen in Gambia sprechen englisch. Viele beherrschen nur lokale Sprachen wie Wolof, Mandinka, Serahuli oder Fullah. Als Pflegekraft aus Deutschland musste ich mir in diesem Moment etwas einfallen lassen. Viele Dinge konnten non-verbal kommuniziert werden, beispielsweise mit Hilfe von pantomimischen Hinweisen auf das bevorstehende Messen des Blutdrucks. Wenn das nicht funktionierte, musste ich jemanden um Übersetzung bitten. Das war meist mit der Frage verbunden, wann ich denn endlich anfangen würde alle lokalen Sprachen zu lernen.

Nicht Hilfe, sondern Austausch ist gefragt

Für meinen Freiwilligendienst war manchmal viel Geduld nötig. In Gambia benötigen viele Dinge sehr viel Zeit und man braucht eine ganze Weile, um einen Veränderungsprozess im Arbeitsablauf zu etablieren. Das war manchmal frustrierend, besonders wenn ich mit meinen Vorschlägen auf Unverständnis stieß. Was man dabei nie vergessen darf ist, dass man als Freiwillige nur Gast im Land ist und andere kulturelle und ethische Vorstellungen respektieren muss. Die Klinikmitarbeiter und –mitarbeiterinnen wären auch ohne unsere Hilfe zurechtgekommen. Vielmehr geht es um einen interkulturellen Austausch und das gegenseitige Lernen.

Durch meinen Freiwilligendienst konnte ich einen ganz anderen Blickwinkel auf den Bereich der Krankenpflege gewinnen. Die Zeit in Gambia hat mir sehr viel gegeben, ich habe vieles gelernt und einiges gesehen. Ich habe die Entscheidung, im Ausland zu arbeiten nicht bereut und würde jederzeit diesen Schritt wieder machen.