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Suppenküche Malmesbury

Essen für Bedürftige in den Townships

Simon

Einsatzort: Malmesbury, Südafrika

Organisation: Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt

Simon K. ist mit der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt seit September in Malmesbury (Südafrika). Der Hunger der Kinder in den Townships wurde ihm oft als Problem beschrieben. Deshalb hat er gemeinsam mit engagierten Menschen vor Ort die Food Bank Malmesbury initiiert. Sie gibt jeden Tag Essen an 90 Bedürftige aus. Simon möchte, dass mehr Menschen von der kostenlosen Essensausgabe profitieren können.

Auf dem Herd köchelt es, eine Frau rührt im Topf. Eine andere Frau predigt, die Bibel liegt in ihrer Linken. Die Menschen hören zu, manche ernst, andere lächeln augenblitzend - faltige Gesichter, ausgezehrt und verhärmt oder fast pausbäckige Kindergesichter. Bunte Mützen leuchten. Die Menschen haben ihre Essensbehälter mitgebracht: Blechbüchsen, alte Eis- oder Magarinebecher. Noch sind sie leer. Die Kinder sitzen, stehen um die Tische, umklammern ihre Becher, spielen mit ihnen, werfen, verstecken sie hinter ihren Rücken.

Die Predigerin hebt ihre Stimme. „Jesus“, beginnt sie zu rufen, zu fordern. Sie geht von Tisch zu Tisch, ihre Hand schnellt durch den Raum, weicht unvermittelt von ihrem Weg, um mit einem gestreckten Zeigefinger die Kinder zurechtzuweisen. Das Beten gehört dazu, in Südafrika. Dann gibt es Essen: Reis mit einem Stew aus Kartoffeln, Möhren, Mais und Hähnchen. Die Gefäße werden gefüllt.

Bedürftige bedienen sich an Butter und Toast.
Essenausgabe in der Foodbank

Reiche Stadt, arme Townships

Malmesbury ist eine südafrikanische Kleinstadt, etwa 65 Kilometer nördlich von Kapstadt und eigentlich ein reicher Ort. Hier gibt es Fabriken, gut ausgebaute Straßen und Villen. Malmesbury besitzt aber auch Townships, in der Zeit der Apartheid gegründete und immer noch nach Ethnien getrennte Vorortbezirke: Rund 25.500 der 36.000 Einwohner und Einwohnerinnen leben in einem der beiden Bezirke. Die Townships sind geprägt von Armut.

Das ärmste der Townships Malmesburys ist das von der schwarzen Xhosa-Kultur geprägte Ilinge Lethu. Viele Menschen leben in Wellblechhütten. Perspektivlosigkeit und fehlende Aufklärung führen dazu, dass Drogenmissbrauch, Gewalt und Krankheiten, wie HIV und Tuberkulose, verbreitet sind. Unterernährung ruft weitere Folgeerscheinungen hervor: Kinderalkoholismus entsteht, wo Eltern ihre hungrigen Kinder ruhig stellen wollen. Kranke können ihre Arznei nicht einnehmen, ohne etwas im Magen zu haben.

Ich habe beschlossen, mich von ihm mitreißen zu lassen und diese engagierten Menschen zu unterstützen, soweit es im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt.

Viele Engagierte wollen etwas verändern

Doch dies ist kein Bericht, der von Problemen handelt. Denn hier gibt es sehr viele engagierte Menschen innerhalb und außerhalb der Townships. Sie führen Kindergärten und –tagesstätten, Suppenküchen und Fußballmannschaften, Awareness-Initiativen, Pflegedienste und Waisenhäuser. Sie arbeiten ehrenamtlich, meist in kleinem Rahmen, aber mit dem starken Willen zur Veränderung.

Ich habe in Ilinge Lethu an einer weiterführenden Schule und in einem Gemeindezentrum gearbeitet und immer wieder ist mir dieser Geist begegnet. Ich habe beschlossen, mich von ihm mitreißen zu lassen und diese engagierten Menschen zu unterstützen, soweit es im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt. Oft ist mir der Hunger der Kinder als größtes Problem in der Gemeinde beschrieben worden; so war für mich schnell klar, wo ich ansetzen wollte.

Gruppenfoto von Simon mit den Mitgliedern der Foodbank Malmesbury
Die Food Bank: Sindiswa Mpimpilashe (Köchin), Lusanda Mtali (Köchin), Simon K., Andiswa Duda (Schatzmeisterin und Köchin), Nozuko Nqokoto (Vorsitzende und Köchin)

Die Food Bank Malmesbury wird gegründet

Im Mai gründete ich, gemeinsam mit drei engagierten Gemeindemitgliedern Ilinge Lethus, die Non-Profit-Organisation Food Bank Malmesbury. Wir suchten uns Helfer und Helferinnen: Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur, die bereits Erfahrungen mit Ernährungsprojekten gemacht hatten - eine Krankenschwester, eine ehemalige Stadträtin, eine Sekretärin, zwei Studentinnen. Es ist eine sehr gemischte Gruppe von Menschen, die seitdem für die Belange der kleinen Organisation verantwortlich ist. Unser Management-Komitee hat vier Mitglieder, drei weitere arbeiten als Köchinnen, außerdem haben wir Unterstützende und Kooperierende in anderen Organisationen gewonnen. Alle Mitglieder der Food Bank arbeiten ehrenamtlich.

Ein Projekt mit Perspektive

Jeden Tag geben wir in einem Gemeindezentrum Essen aus: an Kinder, Kranke und Alte, Menschen, die von der lokalen Klinik mit Unterernährung diagnostiziert wurden. Getragen wird das Projekt von Lebensmittelspenden örtlicher Einzelhandelsketten und von Spenden aus Deutschland und Südafrika.

Kinder mit Toastbrot in der Hand

Doch wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Zurzeit ist es uns möglich, etwa 90 Menschen am Tag mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen und das für einen Zeitraum von vielleicht vier Monaten. Wir wollen Food Bank Malmesbury zu einem fortdauernden Projekt machen. Und wir wollen es ausweiten. Wir wissen, dass es mehr Bedürftige in den Townships gibt. Wir sehen sie jeden Tag, die anderen, und wir möchten auch ihnen helfen. Fest steht: Wir brauchen mehr Geld.

Die kleinen Kinder sind jetzt ruhig. Fast andächtig betrachten einige ihr Essen. Volle Münder mahlen unter lachenden Augen. Es mag kitschig klingen, aber es ist wahr: Ein Mensch, der strahlend seine Mahlzeit genießt, gibt auch mir ein gutes Gefühl.