Kein Tag war wie der andere
Ich wollte mich sozial engagieren
Die Idee einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst zu absolvieren kam mir früh, denn ich wollte erst einmal einen Blick über den Tellerrand werfen und mich sozial engagieren. Nach den Vorbereitungsseminaren und einigen Spendensammelaktionen ging es Anfang September endlich nach Nicaragua.
Ich bin an Grenzen gestoßen, habe mich sprachlich und persönlich weiterentwickelt und mich an eine neue Lebenssituation angepasst
Sportlicher Alltag in Nicaragua
Jeden Morgen schwang ich mich nach dem Frühstück auf mein Fahrrad mit einer Tasche voller Sportmaterialien wie Bällen, Hütchen und Seilen und radelte zu einer der beiden Schulen. Dort begleitete ich den nicaraguanischen Sportlehrer vier Stunden am Vormittag, fuhr dann zur Mittagszeit nach Hause und kehrte zum Nachmittagsunterricht zurück. Die Pause nutzte ich neben dem Mittagsessen für die Planung des kommenden Unterrichts. Neben den Schulstunden bot ich nachmittags weitere Sportaktivitäten an, trainierte Fußballmannschaften oder organisierte kleine Wettkämpfe.

Das Ferienangebot ist ein Erfolg
Auf diese Weise entstand die Idee die langen Schulferien mit Feriensportaktivitäten zu überbrücken. Um dafür Getränke, Snacks und Prämien zu kaufen, hatte ich bereits in Deutschland Spenden gesammelt. Das Projekt wurde zum vollen Erfolg und von Tag zu Tag standen mehr Kinder startklar auf dem Sportplatz. Von Spielen wie „Fischer, Fischer“, Huckepackrennen, Tauziehen, Hütchen Klauen, Brennball über Baseball-, Leichtathletik- und Volleyballtraining bis hin zu Fußballturnieren, war alles im Ferienprogramm enthalten. Die zwei Wochen haben nicht nur den Kindern sondern auch mir sehr viel Freude bereitet.

Dafür bin ich hier!
Mir ist bewusst geworden, wie sehr ich von dem weltwärts-Programm profitiert habe. Ich bin an Grenzen gestoßen, habe mich sprachlich und persönlich weiterentwickelt und mich an eine neue Lebenssituation angepasst. Ich erlebte ebenfalls Momente, die mich denken ließen: „Dafür bin ich hier“. Ich freute mich, wenn mich die Kinder nach der Sportstunde fragten, wann ich wiederkäme, eine komplizierte Übung verstanden, die Eltern ihre Begeisterung ausdrückten oder ich selbstgemalte Bilder zu Weihnachten geschenkt bekam.
Sport mit Hindernissen
In meinem Schulalltag glich kein Tag dem anderen. Beispielsweise habe ich mich daran gewöhnt, dass die Kinder und manchmal auch die Lehrer in den Schulen nur langsam eintrudelten und der Unterricht daher meist mit einer halben Stunde Verspätung begann. An der einen Schule musste eine lehmige Straße zum Fußballspielen herhalten, an der anderen wurden wir während des Sportunterrichts von einem Schwein beobachtet oder es mussten erst die Hunde, die sich auf dem Sportplatz sonnten, verscheucht werden. Aber das alles gehört einfach dazu. Zu Beginn der Arbeit fiel es mir nicht immer leicht mit den wenigen Sportmaterialien den Unterricht so zu gestalten, wie ich es mir zuvor in Deutschland ausgemalt hatte. Mit viel Improvisation, neuen Ideen und der großen Begeisterungsfähigkeit der Kinder habe ich aber selbst die Regenzeit im September und Oktober überbrückt.

Viele meiner Erfahrungen lassen mich hier in Deutschland bei früheren Selbstverständlichkeiten zusammenzucken und die Situation überdenken. Zum Beispiel schätze ich eine Dusche mit fließendem Wasser oder die moderne Sporthalle, in der ich wieder trainiere sehr viel mehr. Mein weltwärts-Einsatz hat mich für vieles sensibilisiert, was ich vor dem Jahr nicht so wahrgenommen hatte. Das ist der Grund, warum ich mein Engagement in Deutschland weiterführen und vertiefen möchte.