In die Welt

eintauchen

Auf in einen neuen Lebensabschnitt

Hannah Eul

Einsatzort: Dogbo; Benin

Organisation: Kindermissionswerk ,Die Sternsinger’

Hannah Eul hat ihren Freiwilligendienst von August 2019 bis März 2020 in einer beninischen NGO absolviert, die sich für Jugendliche aus komplexen familiären Verhältnissen einsetzt. Obwohl sie ihren Dienst coronabedingt frühzeitig beenden musste, hat er seine Spuren bei ihr hinterlassen. Nun berichtet sie von ihren Erfahrungen in Benin und wie sie in die Zukunft blickt.

Dass ich nach dem Abi erstmal ein Jahr lang einen Freiwilligendienst im Ausland machen möchte, war für mich schon lange klar. Nur wo genau? Nachdem ich mit dem Kindermissionswerk ,Die Sternsinger’ und missio die für mich passenden Entsendeorganisationen gefunden hatte, durften wir unsere Präferenzen angeben. Benin, jenes westafrikanische Land, war zunächst nicht meine erste Wahl, doch irgendetwas (Gott? Schicksal? Oder mein Herz?) bewegte mich dazu, Benin auf die Liste zu setzten. Und ich bereue es bis heute nicht!

Am 4. August 2019 brach ich auf in das neue Leben in einem für mich noch unbekannten Land, das schnell zu einer zweiten Heimat für mich werden sollte.

Zur Seite für einem Freiwilligendienst in Benin

Aller Anfang ist schwer

Besonders der erste Monat war mit vielen kleinen Herausforderungen bestückt. Wie finde ich nochmal den Weg von meinem Zuhause zur Einsatzstelle? Was heißt dieses oder jenes Wort gleich noch auf Französisch? Und Himmel ist das warm hier! Dankenswerterweise waren meine Kollegen und Kolleginnen sehr geduldig mit mir und erleichterten mir das Einleben erheblich. Die NGO, namens ONG ESI Benin, in der ich mit administrativen Aufgaben betraut wurde, unterstützt Jugendliche aus komplexen familiären Verhältnissen, indem sie ihnen eine Schulbildung oder Ausbildung ermöglicht.

Des Weiteren verfügt sie über ein Jungen- und Mädchenwohnheim. Letzteres lag direkt neben meiner Unterkunft, wodurch ich mich schnell mit den dort lebenden Mädchen anfreundete. Besonders Ruth, eine junge Frau, die zu der Zeit bei ESI eine Ausbildung zur Konditorin absolvierte, half mir anfangs im Alltag zurecht zu kommen. Mit ihr besuchte ich auch fast jeden Sonntag den Gottesdienst ihrer Kirche (Pentecôte du Bénin) und lernte somit eine ganz andere Art des Gottesdienstfeierns kennen. Der abwechslungsreiche Aufbau aus Gesang, Gebet und Tanz erfüllte die Kirche und mein Herz mit Leben. Nicht nur das Christentum und der Islam sind in Benin vertreten, sondern auch Voudoun. Der 10. Januar gilt als Voudoun-Fest. Ich habe mir die Feierlichkeiten und Vorführungen in Grand-Popo angeschaut, wo auch das Foto entstanden ist.

Viele Menschen versammeln sich zum Voudoun-Fest auf einem großen Platz. In der Mitte befindet sich eine dünne Säule.
Voudoun-Fest in Grand-Popo.

Sprache öffnet Türen

Eine Tätigkeit, die mir mit am meisten Spaß machte, war der Deutschkurs, den ich einmal pro Woche für das Personal abhielt. Dadurch wurde mir erst einmal bewusst, wie kompliziert die deutsche Sprache ist und wie schwierig es doch sein kann, eine Sprache zu unterrichten. Gleichzeitig konnte ich mein anfänglich gebrochenes Französisch dadurch auffrischen. Je besser meine Sprachkenntnisse wurden, desto mehr konnte ich mich in die häufig geführten Diskussionen über Gott und die Welt (im wahrsten Sinne des Wortes!) integrieren. Gerade dabei lernte ich viel über nicht-westliche Weltanschauungen und bekam die wundervolle Gelegenheit neue Freundschaften zu knüpfen, die auch über weite räumliche Distanz Bestand haben und mein Leben bereichern.

Hannah mit 3 beninischen Frauen. Alle tragen bunte Kleider und lächeln in die Kamera.
Auf einer Zeremonie mit (von links) Ruth, Maman Mira, Hannah und Rachelle.

Und plötzlich war alles anders

Die Zeit verflog wie im Flug und plötzlich stand der Jahreswechsel zu 2020 vor der Tür. Mit diesem Jahr kam bekanntlich auch die Corona-Pandemie nach Europa und in andere Teile der Welt. Die obligatorische Rückreise für alle Freiwilligen im März kam überraschend. Der Abschied in so kurzer Zeit fiel sehr schwer und auch die Eingewöhnungsphase in Deutschland war nicht leicht. Mein Leben war plötzlich komplett anders als davor. Ich fühlte mich wie aus der Welt katapultiert.

Mein Leben war plötzlich komplett anders als davor. Ich fühlte mich wie aus der Welt katapultiert.

Aber auch meine Zukunftsperspektiven hatte mein Freiwilligendienst in Benin beeinflusst. Fasziniert von dem Land und der Kultur entschied ich mich für das Studium der Sozial- und Kulturanthropologie mit Schwerpunkt Afrika und kann mir auch heute noch gut vorstellen vielleicht für ein paar weitere Jahre nach Benin zurückzukehren.

Gruppenbild mit den Mitarbeitenden der NGO ESI Benin und Hannah.
Letztes Gruppenbild mit den Kollegen und Kolleginnen von ESI am Tag meiner Abreise.

Die Erfahrungen und Erlebnisse meiner 8 Monate in Benin will ich auf keinen Fall missen und ich bin dankbar diesen Traum ermöglicht bekommen zu haben.