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Schnee und ungewohnte Freiheiten

Anitha erlebt Schnee und ungewohnte Freiheiten

Anitha

Einsatzort: Alsfeld, Deutschland

Organisation: Evangelisches Dekanat Alsfeld

Die erste Süd-Nord-Freiwillige des Evangelischen Dekanats Alsfeld stammt aus Kerala und ist neben dem Dekanat in einer Schule tätig. Ihre Aufnahmeorganisation ist die Deutsch-Indische Zusammenarbeit e.V. Sie erzählt davon, was sie erlebt hat, was ihr in Deutschland gefallen hat und welchen Herausforderungen sie begegnet ist.

Ich komme aus einem Land der Diversität. In Indien sprechen die Menschen unterschiedliche Sprachen und gehören unterschiedlichen Religionen an, leben aber dennoch harmonisch zusammen. Die Vielfalt an Sprachen, Kulturen, Lebensstilen, Küchen, klimatischen Bedingungen, Landschaft, Architektur und Traditionen führt dazu, dass Indien ein pulsierendes Land ist, in dem sehr viel Unterschiedliches koexistiert.

Anitha im Klassenzimmer.
Anitha bei ihrer Arbeit an der Schule

Nach Deutschland kam ich erstmals im Jahr 2014 über einen College-Austausch. Dabei lernte ich meine Gastmutter kennen. Bei meinem jetzigen Aufenthalt arbeite ich in der Albert-Schweitzer-Schule (ASS) in Alsfeld sowie beim Evangelischen Dekanat in Alsfeld, meiner Einsatzstelle. Ich habe eine wunderbare Gastfamilie und tolle Kolleginnen und Kollegen. Sie machen mein Leben hier sehr viel einfacher und außerdem abwechslungsreicher.

Ich habe gelernt, was es heißt, allein zu sein und pünktlich. Rassismus ist  ein viel diskutiertes Thema, aber ich wurde nur selten anders behandelt, weil ich aus einem anderen Land komme.

Ich habe gelernt, was es heißt, allein zu sein und pünktlich. Rassismus ist ein viel diskutiertes Thema, aber ich wurde nur selten anders behandelt, weil ich aus einem anderen Land komme. Ja, ich bekam missbilligende Blicke in der Bäckerei, aber das lag daran, dass ich anfangs nicht gut Deutsch sprach. Ich vermute, der Grund für diese Missbilligung sind eher die Kommunikationsschwierigkeiten, als eine Abwehr gegenüber Fremden. Aber ich habe schnell Deutsch gelernt. Das lag an meiner Gastfamilie:

Meine Gasteltern sprechen zwar gut Englisch, hatten aber beschlossen, dass wir zu hause nur Deutsch sprechen, damit ich es lerne. Das hat mir sehr geholfen. Außerdem hat mein Kollege Ralf Müller mich sehr ermuntert, Deutsch zu sprechen und auch einen Deutschkurs für mich arrangiert.

Schwer verdaulich war für mich zunächst die Tatsache, dass die meisten Läden schon um 20:00 Uhr schließen. Manche kleinere Stadt wirkt sonntags wie eine Geisterstadt. Ich habe viele größere Städte in Deutschland besucht. Die Städte sind schön und sauber und es ist sehr bequem, mit dem Zug zu reisen. Direkte Gespräche statt Smalltalk, kein Klatsch und völlige Offenheit – das gefällt mir. Die Schülerinnen und Schüler haben mehr Freiheiten als in Indien. Die meisten nutzen Smartphones in der Schule. In indischen Schulen und auch in vielen Colleges sind Smartphones verboten. Insofern war das ein richtiger Kulturschock für mich. Auch dass die Schülerinnen und Schüler vor der Schule rauchen, war schwer für mich zu akzeptieren. Gefallen hat mir die große Auswahl an Fächern, unter denen die Schülerinnen und Schüler wählen können. Auch die Lehrmethoden sind sehr interessant.

Selfie mit vier anderen Freiwilligen. Anitha hält Kopfhörer in der Hand.
Anitha mit anderen Freiwilligen

Ansonsten

Das Müllrecycling hier ist sehr umweltfreundlich und hygienisch. Das Klima ist meistens kalt. Meine Lieblingsgerichte sind Bratwurst und Schnitzel. Als Ausländerin könnte ich noch so viele Dinge über Deutschland schreiben… Ich danke Gott für mein wunderbares Leben!