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Sich selbst nicht so ernst nehmen – Auslandsjahr in Kambodscha

Moritz macht ein Selfi. Er hat kurze, blonde Haare und trägt eine graue Regenjacke. Im Hintergrund ist ein See zu sehen. Der Himmel ist grau bewölkt.

Moritz

Einsatzort: Battambang, Kambodscha

Organisation: Kindermissionswerk „Die Sternsinger“

Moritz absolvierte seinen Freiwilligendienst in Kambodscha über das Kindermissionswerk „Die Sternensinger“ von 2019 - 2020. In Battambang arbeitete er in einer kleinen NGO, die Kinder in Not betreut und Familien unterstützt. Die Begegnungen mit den Menschen vor Ort prägten seinen Freiwilligendienst.

Auf nach Kambodscha…

Mir ist das Gefühl der Aufregung im Flieger, als es endlich los und auf nach Kambodscha ging noch sehr gut in Erinnerung. Mir ging etliche Male durch den Kopf, was mich denn alles erwarten wird und rückblickend hätte ich mir nicht so viele Gedanken machen müssen, denn irgendwie, wenn auch manchmal unerwartet, fügten sich die Dinge von ganz allein zu einer großartigen Zeit zusammen. Doch erstmal von Anfang an:

Mein Freiwilligendienst über das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ startete im Sommer 2019 und führte mich nach Battambang, eine überschaubare Stadt im Landesinneren Kambodschas, das sehr durch die Regen- und Trockenzeiten geprägt ist.

Dafür blieb mehr Zeit zum Sprache lernen

Das bekam ich bei meiner Ankunft auch direkt zu spüren, da ich zunächst einen Sprachkurs an der Küste machte und vom Meer täglich die Regenwolken über uns hinwegzogen. Dafür blieb eben mehr Zeit zum Lernen der Sprache, was mir im weiteren Verlauf viele Türen geöffnet hat.

… und dann endlich ins Projekt!

Als die Hürde der Sprache fürs erste überwunden war, ging es für mich endlich in meine Stadt. Unterwegs erfuhr ich zunächst erstmal, wie man in Kambodscha mit den Minibussen über die dicht befahrenen Straßen von Stadt zu Stadt reist. Dabei war ich erstmal unsicher, wo ich jetzt landen werde, doch mein Projekt nahm mich direkt nach meiner Ankunft herzlichst in Empfang. Das Projekt – die Komar Rikreay Association (KMR) – ist eine kleine eigenständige NGO, die es sich vor Ort zur Aufgabe gemacht hat, Kinder in Not zu betreuen und Familien zu unterstützen. Sie versuchen vor allem Kinder, die aus ihrem familiären Umfeld gefallen sind, wieder in ihrer Familie zu integrieren. Doch auch Workshops in der ganzen Provinz zu verschiedensten Themen, wie z.B. Gesundheit, zählen zum Programm von KMR.

Eine Person der NGO sitzt mit einigen Menschen unter einem offenen Dach auf dem Boden. Die Person erklärt etwas. Die Menschen sitzen in Reihen und hören Ihr zu. Im Hintergrund sind grüne Bäume und Sträucher zu sehen.
Die NGO Komar Rikreay Association (KMR) unterstützt benachteiligte Familien und Kinder.

Meine Aufgaben lagen vor allem darin, die Sozialpädagogen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts mitzugestalten und (meiner Lieblingsaufgabe) Nachmittagsprogramm für die Kinder, die vom Projekt in Pflegefamilien betreut wurden, anzubieten. Dabei haben wir viele Spiele gespielt, wobei ich wahrscheinlich mehr Spiele von den Kindern gelernt habe als andersherum, gebastelt, musiziert oder die Wände der Projekt-Gebäude künstlerisch verziert. Der Sprachkurs kam mir nun sehr zu Hilfe und wenn das nicht ausreichte, verständigte ich mich eben mit Händen und Füßen. Aber ich konnte schnell lernen, dass man mit einem Lachen über die peinlichsten Situationen hinwegkommt.

Einige Kinder sitzen auf dem Boden. Sie sind über T-Shirts gebeugt und bemalen diese.
Moritz bietet nachmittags Aktionen für die Kinder an und lernt dabei sehr viel

Begeistert hat mich auch der Zusammenhalt der Projekt-Mitarbeiter*innen. Morgens wurde sich schon eine halbe Stunde früher getroffen, um gemeinsam zu Frühstücken und wenn es etwas zu feiern gab, besorgten wir gemeinsam für alle etwas vom Markt zum Mittagessen. Dabei war ich immer überwältigt von der Auswahl an Früchten, die ich noch nie probiert hatte.

Auf einem Gruppenbild sind die Mitarbeitenden der NGO KMR zu sehen. Sie stehen draußen an einer Schaukel. Im Hintergrund sind Palmen und andere Bäume zu sehen. Der Himmel ist bewölkt. Alle lachen in Richtung Kamera.
Moritz ist vom Zusammenhalt im Team begeistert.

Alltag in Battambang

So stellte sich nach einiger Eingewöhnungszeit in der KMR für mich ein recht abwechslungsreicher Alltag ein, doch auch in meiner Freizeit konnte ich viel erleben.

Direkt am Anfang meiner Zeit in Battambang habe ich drei junge Erwachsene kennengelernt, die in der Stadt aufgewachsen waren und mir geholfen haben mich zurechtzufinden und die Gegend zu erkunden. Und ehe ich mich versah, waren die drei zu meinen besten Freund*innen geworden, mit denen ich spätestens alle zwei Tage etwas unternahm, sei es nur einfach gemeinsam zum Mittagessen zu gehen, einen Film im Kino zu schauen oder im Umland auf Wanderungen zu gehen.

Die Offenheit, mich einfach in ihren Freundeskreis aufzunehmen, hat mich sehr bewegt

Diese Offenheit, mich einfach in ihrem Freundeskreis aufzunehmen hat mich sehr bewegt und mir die Augen etwas dafür geöffnet zu schauen, wie ich ähnlich handeln könnte. Nachdem ich dann auch noch in der Kirchengemeinde und dem Sportclub Anschluss gefunden hatte, fühlte ich mich dort einfach wirklich zu Hause und Battambang wuchs mir immer mehr ans Herz.

Moritz und drei weiter Personen aus Battambang sind auf dem Bild zu sehen. Sie stehen vor einer mit Aktionen, die an diesem Ort stattfinden, beschriebenen Tafel.
Moritz hatte das Glück, direkt am Anfang Freund*innen zu finden.

Interreligiosität in Kambodscha

Besonders beeindruckt hat mich in Kambodscha auch, wie integriert die Religion mit den vielen Tempeln in der gesamten Stadt waren. Regelmäßig wurden Gebete und Musik über große Lautsprecher übertragen, was noch viele Straßen weit zu hören war. Im Kontrast dazu standen die uralten Tempel von Angkor Wat, dem Nationalheiligtum von Kambodscha, dessen Tempelanlagen im Dschungel von einer anderen Zeit berichten.

Zu sehen ist eine Tempelanlage. Die Steine sind rötlich und teilweise mit Moos und anderen grünen Verfärbungen bedeckt. Teilweise sind Gebäude erhalten, teilweise liegen viele Steine wie zusammengebrochen am Boden. Bäume wachsen in die Ruine hinein.
Tempel von Angkor Wat

Auf meiner Fahrt dorthin lernte ich, dass einfach nur ein bisschen Kreativität benötigt wird, um sich die Überschwemmungen zur Regenzeit zu Nutze zu machen, und nahm einfach das Boot, dass mich durch die Schwemmländer und schwimmenden Dörfer dorthin brachte.

Blick auf ein Haus in einem schwimmenden Dorf. Das Wasser steht so hoch, dass die Menschen problemlos von ihrer Veranda ins Boot einsteigen können.
Durch die Überschwemmungen während der Regenzeit werden Boote zu zuverlässigen Transportmitteln.

Fazit: sich selbst nicht immer so ernst nehmen

Je länger ich in Battambang lebte, desto schneller flog die Zeit nur so dahin. In meinen Aufgaben konnte ich viel ausprobieren, eigene Ideen einbringen aber vor allem auch neue Verhaltensweisen lernen an den Alltag heranzugehen. Außerdem habe ich gelernt mich selbst nicht immer so ernst zu nehmen und die Dinge einfach auf mich zukommen zulassen, auch wenn das bedeutete, dass ich mich beim Ausprobieren der kambodschanischen Tänze blamierte. Die Hilfsbereitschaft der Kambodschaner*innen, die ich erfahren durfte, hat mich begeistert.

Die Erfahrung in einer komplett neuen Umgebung Fuß zu fassen und dabei unglaublich tolle Menschen kennenzulernen, hat mich nachhaltig geprägt.

Zudem, die Erfahrung in einer komplett neuen Umgebung Fuß zu fassen und dann auch noch unglaublich tolle Menschen kennenzulernen, hat mich nachhaltig geprägt. Ich kam in Battambang als Fremder an und konnte lernen, wie schön es sein kann, einmal von neuem zu starten. Dadurch habe ich gelernt, meine alltäglichen Angewohnheiten zu hinterfragen und auch aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.