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In die Welt
eintauchen
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Für mich stand schon lange fest, dass ich nach meiner Schulzeit gerne weg möchte. Etwas ganz Neues erleben, Erfahrungen sammeln, die mich und meine Zukunft prägen. Vor allem aber, um zusammen mit anderen zu wachsen, durch all die Situationen, die ein Freiwilligendienst im Ausland mit sich bringt.
Ich habe bereits als Kind mit dem Zirkustraining angefangen. So wie andere Kinder eben zum Turnen, Schwimmen oder Handball gingen, hatte ich wöchentlich zwei Stunden Zirkusschule. Dort lernte ich Grundlagen des Jonglierens, Handstand, Trapez-Akrobatik, Seillaufen und noch viel mehr. Irgendwann merkte ich, dass mir Partnerakrobatik besonders viel Spaß machte und blieb dabei. Ich begann als Trainerin auszuhelfen und meine eigenen Kurse in der Schule anzubieten. Und dann suchte ich nach Projekten auf der weltwärts-Seite und fand die Anzeige meiner Partnerorganisation SAGE Net und deren Projektstelle bei Zip Zap, auf die ich mich natürlich sofort bewarb.
Meine Reise begann an einem grauen Novembertag in Deutschland und endete in einem Gebäude, das man sich farbenfroher wohl kaum vorstellen kann. Wandbemalungen und Graffiti zieren die Wände der Zip Zap Academy, das Gebäude fällt mit der leuchtend rot-orangenen Farbe in der Nachbarschaft auf. Zusammen mit anderen jungen Erwachsenen, die gerade ihre Ausbildung zu professionellen Artistinnen und Artisten machen, und anderen Freiwilligen aus der ganzen Welt, wohnte ich in der Residence. In der großen Wohnküche konnte man auf Sofas gemeinsamen chillen, Musik hören, und quatschen, der große Tisch bot mehr als genug Platz für ausführliche Kochaktionen, die mit dem von Supermärkten gespendeten Essen, gleich doppelt so viel Spaß machten.
In meinem Alltag drehte sich dann aber alles nur um das Eine – Zirkus! Meine Mitbewohnerinnen und Mitbewohner waren gleichzeitig Freundinnen und Freunde, Trainingspartnerinnen und -partner. Zusammen wärmten wir uns nach dem Frühstück auf und starteten mit Training in den Tag. Denn die Academy biete eine große Trainingsfläche mit allem, was das Zirkusherz begehrt.
Zip Zap ist eine Zirkusschule, die allen Kindern gleiche Chancen bietet. Viele kommen aus den umliegenden Townships. Durch die Teilnahme bei Zip Zap sollen sie lernen, dass in jedem von ihnen Talente stecken. Zip Zap will Kindern dabei helfen, träumen zu lernen und diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen.
Neben den unterschiedlichsten Trainingseinheiten, die ich mit den auszubildenden Artistinnen und Artisten belegte, war ich im sozialen Programm von Zip Zap unterstützende Trainerin. Nachmittags durfte ich Gruppen von Kindern unterschiedlichen Alters und unterschiedlichster sozialer Hintergründe trainieren - immer an der Seite von gelernten Trainerinnen und Trainern. Dabei blieb immer genug Raum für das Einbringen eigener Ideen und Vorschläge. Im Vordergrund stehen hier nicht die Leistung der Kinder und das Lernen unterschiedlicher Zirkusdisziplinen, sondern Spaß, sozialer Zusammenhalt, das Aufbauen von Vertrauen und Selbstvertrauen und das alles in einem sicheren Umfeld.
Denn Sicherheit ist in vielen Teilen Kapstadts oft nicht die Normalität. Mit dem Schaffen dieses Rahmens durch Zip Zap wird ein Safe-Space für die Kids geschaffen, in dem sie sich kreativ und unbesorgt ausleben können, was letztendlich positive Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung der Kinder hat. In der Freizeit stand dann für mich viel Kaffee trinken und wandern an; für beides bietet Kapstadt den optimalen Rahmen.
Ein besonderes Highlight in meiner Einsatzstelle waren die Shows, die mehrmals im Jahr stattfanden und bei denen die Kinder und Jugendlichen, ihrer Familie und dem Freundeskreis zeigten, was sie alles gelernt haben. Als Freiwillige habe ich viel im Backstage geholfen und für den reibungslosen Ablauf der Shows gesorgt. Aber bei einer ganz besonderen Vorstellung war ich als Artistin dabei. Beim sechsten Match of Africa konnten wir unsere Choreografie, die wir wochenlang geprobt hatten, vorführen. Aber nicht irgendwo! Wir standen im Cape Point Stadium als Vorgruppe vor einem Publikum von über 50.000 Personen, die gekommen waren, um das Tennisspiel zwischen Roger Federer und Rafael Nadal anzuschauen. Mit von der Partie waren auch Bill Gates, Trevor Noah und Siya Kolisi, als zwei südafrikanische Stars schlechthin. Irgendwie hatte ich also Glück, nicht nur mit diesen Berühmtheiten im selben Stadion zu stehen, sondern vor diesem Weltrekord brechenden Publikum, das das größte Publikum eines Tennisspiels war, auftreten zu dürfen. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, bekomme ich noch immer Gänsehaut.
In meiner Zeit in Kapstadt habe ich unfassbar tolle Menschen kennengelernt und konnte sehr viel über mich und für mich lernen. Vor allem habe ich aber ein neues Zuhause gefunden. Ich weiß, dass ich jederzeit zurückkommen kann, jederzeit wieder von der Vielfalt der Kulturen und Menschen aufgefangen werde. Dass ich diese Menschen jederzeit kontaktieren kann und es sich anfühlen würde, als wäre seit unserem letzten Treffen kaum Zeit vergangen.
Und jetzt?? Inzwischen bin ich seit zwei Jahren wieder in Deutschland angekommen. Inzwischen studiere ich Umwelt- und Nachhaltigkeitswissenschaften, leite in meiner Freizeit die Partnerakrobatikgruppe der Uni und engagiere mich weiterhin bei SAGE Net. Ich bin für die Social Media Präsenz verantwortlich, bei vielen Auswahltagen und Vor- und Nachbereitungsseminaren der Nord-Süd Gruppe als Alumni dabei und seit kurzem auch mit der Süd-Nord Gruppe in engem Kontakt.
Aktuell wird dieser Einsatzplatz von der Organisation VIA e.V. - Verein für internationalen und interkulturellen Austausch angeboten.