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Die Organisation Children of Lesotho e.V. setzt sich für bessere Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in Lesotho ein – mit dem Fokus auf Bildung, Gesundheitsversorgung und der Stärkung lokaler Gemeinschaften. Leif Habermann, selbst ehemaliger weltwärts-Freiwilliger dieser Organisation, stellt die Besonderheiten der Organisation vor. Nach seinem Einsatz in Lesotho ist er der Organisation treu geblieben. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen, wie ihn die Zeit als Freiwilliger geprägt hat und warum er sich auch heute noch mit Herzblut für Children of Lesotho e.V. engagiert.
Leif Habermann von Children of Lesotho: Zum ersten Mal von Mafeteng habe ich im April 2016 während eines Vortrags an meiner damaligen Schule gehört. Dr. Krimmel und mein damaliger Schulleiter Moser, beide im Vorstand von Children of Lesotho e.V., berichteten von ihrer Studienreise zu meiner Einsatzstelle in spe, der Kingsgate Primary School und ihren Plänen, eine Schulpartnerschaft zwischen meinem Gymnasium und der Kingsgate zu schaffen. Da ich von diesem Vortrag so beeindruckt war, sagte ich spontan dem Angebot zu, unsere künftige Partnerschule in Lesotho für zehn Tage während der Pfingstferien zu besuchen.
Diese zehn Tage waren für mich so sehr von der Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Offenheit der Menschen in Lesotho geprägt, dass ich schnell meinen Entschluss fasste, ab September 2016 für ein Jahr als Freiwilliger an die Kingsgate Primary School zu gehen. Während diesen Jahres habe ich mit einem Teil der rund 1000 Schülerinnen und Schülern unter anderem an den Nachmittagen einen Schulgarten angelegt.
Aus diesem Jahr habe ich vor allem eines mitgenommen: eine zweite Heimat und in meiner Gastfamilie auch eine zweite Familie in Mafeteng. Aber auch viele Freundschaften, wunderbare Erinnerungen und Erlebnisse. All das hat mein weiteres Leben geprägt und beeinflusst auch heute noch, fast acht Jahre nach meinem Freiwilligendienst, mein Handeln.
Leif: Ich finde es wichtig, dass Programme wie der weltwärts-Freiwilligendienst jungen Menschen ermöglichen, Erfahrungen und Erlebnisse in anderen Kulturen und Lebensrealitäten zu sammeln, sowie Kontakte und Freundschaften auf Augenhöhe über Grenzen hinweg schließen zu können. Diese grenzüberschreitenden Kontakte und das Verständnis füreinander sind aus meiner Sicht essentiell in unserer globalisierten Welt, um die Herausforderungen und Konflikte von heute und morgen gemeinsam meistern zu können.
Leif: Die Hauptbeweggründe für unseren Verein, am weltwärts-Programm teilzunehmen, waren sowohl die die Qualitäts- und Sicherheitsstandards, die das weltwärts-Programm für unsere Freiwilligen bietet, als auch die Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Entsendeorganisationen. Vor allem die Seminare, welche vor, während und nach den Freiwilligendiensten stattfinden, halten wir für einen wichtigen Teil eines für alle Beteiligten erfolgreichen Freiwilligendienstes. Gerade die Möglichkeit des Austausches für unsere Freiwilligen mit Freiwilligen anderer Organisationen ist uns als recht kleine Entsendeorganisation wichtig. Daneben war es für uns auch wichtig, für die wertvolle Arbeit, die unsere Freiwilligen in Lesotho leisten, auch eine entsprechende Anerkennungsmöglichkeit für die Entsendeten zu bieten. Zudem haben unsere Freiwilligen durch das Netzwerk des weltwärts-Programms die Möglichkeit gehabt, sich während ihres Freiwilligendienstes mit Gleichgesinnten in Lesotho und südlichen Afrika zu treffen und über ihre Erfahrungen auszutauschen.
Leif: Jedes Jahr kommen unsere Projektpartner*innen – Mateboho Masiu von der Kingsgate Primary School und Khotšo Au vom Malealea Development Trust – nach Deutschland. Unsere zukünftigen Freiwilligen und ihre Familien können so schon vor ihrem Freiwilligendienst ihre Ansprechpersonen in Lesotho kennenlernen. Es hat sich gezeigt, dass sich so viel besser Fragen und Bedenken klären lassen. Unsere Projektpartner*innen werden auch aktiv und gleichberechtigt in den Entscheidungsprozess während der Bewerbungsphasen mit eingebunden.
Daneben ist sicherlich besonders, dass wir unsere Freiwilligen während ihrer ersten zwei Wochen an der Einsatzstelle in Lesotho begleiten. Wir finden, dass es in der ersten Phase des Freiwilligendienstes gerade für junge Menschen immer noch wichtig ist, beim ersten Kulturschock und den vielen neuen, teils überwältigenden Eindrücken eine deutschsprachige Ansprechperson vor Ort zu haben. In dieser Zeit sollen auch die nötigen Behördengänge und VISA-Angelegenheiten gemeinsam erledigt werden.
Wir bieten Interessierten noch etwas Besonderes: Sie können im Vorfeld ihres Freiwilligendienstes und nach Absprache für ein bis zwei Wochen ein Vereinsmitglied bei einer Dienstreise nach Lesotho begleiten, um die Einsatzstellen in Lesotho kennenzulernen.
Leif: Ich schätze vor allem, dass ich während meines Freiwilligendienstes in Absprache sehr viele eigene Ideen einbringen konnte. So konnte ich einen Schulgarten mit Schüler*innen als Nachmittagsprogramm anlegen, während meine Nachfolger*innen beispielsweise eine Bücherei eröffneten oder Sport-AG’s anboten. Diese Freiheit, mit eigenen Gedanken, Fähigkeiten und Ideen zu dem Projekt beizutragen, wusste ich vor allem nach zwölf Jahren organisiertem Schulalltag in Deutschland zu schätzen.
Leif: Wir haben in den letzten Jahren pro Jahr zwischen einer/einem und zwei Freiwilligen an unsere zwei Einsatzstellen in Mafeteng und Malealea entsandt. Wir erhalten von Jahr zu Jahr unterschiedlich viele Bewerbungen, wobei die Bewerberzahlen ehrlicherweise seit Corona etwas rückläufig sind.
Leif: Die Koordination von weltwärts-Entsendungen übernimmt bei uns vor allem der Vereinsvorstand – allen voran der Mitbegründer des Vereins Dr. Peter Krimmel. Er hat bereits erfolgreich einen Freiwilligendienst in einem Waisenhaus in Albanien organisiert. Bernhard Moser hat als Schulleiter des Gymnasiums Kolleg St. Sebastian die Partnerschaft mit der Kingsgate Primary School initiiert und unterstützt durch seine weitreichenden pädagogischen Erfahrungen. Daneben begleite ich als ehemaliger Freiwilliger unsere neuen Freiwilligen während der Vorbereitungszeit in Deutschland, den ersten zwei Wochen vor Ort in Lesotho und auch während des Freiwilligendienstes. Unsere (ehemaligen) Freiwilligen stehen für Bewerber*innen ebenso als Ansprechpersonen bei Fragen zur Verfügung.
Leif: In einer Bewerbung ist uns vor allem wichtig, die Freiwilligen als Mensch näher kennenzulernen und auch zu verstehen, was sie sich von einem Freiwilligendienst in Lesotho erwarten. Auch freuen wir uns immer, wenn wir schon Ideen zu möglichen Projekten in Lesotho in den Bewerbungen finden. Ein Freiwilligendienst in Lesotho kann – weit entfernt von der Heimat und in einer völlig anderen Kultur – auch Grenzerfahrungen für Freiwillige mit sich bringen. Für uns ist deshalb auch wichtig, dass sich Freiwillige bewusst sind, dass auf sie ein Leben in einem anderen Land mit völlig unterschiedlichen Lebensrealitäten wartet.
Leif: Ja, Freiwillige können sich direkt auf einen der beiden möglichen Einsatzplätze bewerben.
Lef: Derzeit arbeiten wir zum Beispiel zusammen mit der Kingsgate Primary School – noch eine reine Grundschule nach englischem Vorbild – an der Etablierung eines praktischen/handwerklichen Unterrichtszweig. Denn in Lesotho endet die Schulpflicht nach dem Ende der siebten Klasse. Schüler*innen, die sich die High School nicht leisten können, haben heute oft nur schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Denn in Lesotho existieren keine Berufsausbildungen wie in Deutschland. Hier wollen wir zusammen mit der Kingsgate Primary School ansetzen und den Schüler*innen neben der derzeitigen Schullaufbahn eine Alternative anbieten. Daneben ist Lesotho immer wieder von Stromausfällen und seit Corona von steigenden Energiepreisen geplagt. Aus diesem Grund soll die Schule in den nächsten Jahren mithilfe von Photovoltaikanlagen energieautark werden. Wir freuen uns aber auch immer über eine starke Eigeninitiative unserer Freiwilligen und neue Ideen für Projekte! Daneben sind wir während unserer Reisen nach Lesotho immer mit der Bevölkerung vor Ort in Gesprächen, um nach neuen Projekten und Möglichkeiten Ausschau zu halten.
Herzlichen Dank für das interessante Interview!