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Kaffee – für Millionen Menschen weltweit ist er von Bedeutung, nicht nur als Genussmittel, sondern auch als wichtige Einkommensquelle. Der internationale Tag des Kaffees, der jedes Jahr am 1. Oktober stattfindet, bietet die Gelegenheit, den Blick auf das beliebteste Getränk Deutschlands und seine Herstellung zu richten. Besonders in Ländern des Globalen Südens ist der Kaffeeanbau ein zentraler Wirtschaftszweig, der das Leben vieler Kleinbäuer*innen und ihrer Familien prägt. Gleichzeitig wirft die Kaffeeproduktion Fragen zu nachhaltigem Anbau, fairen Handelspraktiken und sozialer Gerechtigkeit auf.
Der ehemalige Freiwillige Sebastian Gabriel ist 2018 weltwärts nach Peru gegangen und hat über die Entsendeorganisation Ecoselva e.V. bei der bio-zertifizierten Kaffeekooperative CAC Divisoria in Tingo Maria gearbeitet. Dort unterstützte er unter anderem die Qualitätskontrolle und bei der Kaffeeverkostung.
Über seine persönliche Verbindung zu Kaffee, die Herausforderungen nachhaltiger Produktion, die neuesten Kaffeetrends und worauf man beim Kaffeekauf achten sollte, erzählt er im Interview.
Sebastian: Mit Kaffee verbinde ich vor allem Glück. Glück deshalb, da Kaffee zu vielen tollen Begegnungen mit ganz verschiedenen Menschen in den vergangenen Jahren geführt hat. Hinter jeder Tasse Kaffee steckt für mich daher immer auch eine kleine Geschichte, die ich mit den Menschen verbinde. Auch bedeutet für mich Kaffee Austausch mit Freunden. Der Duft und der Geschmack schaffen für mich dabei immer auch Geselligkeit und einen Raum zum Wohlfühlen.
Sebastian: Eine der größten Herausforderungen in der Kaffeeproduktion und insbesondere im nachhaltigen Kaffeeanbau ist der Klimawandel. Der Klimawandel führt zu steigenden Temperaturen und extremen Wetterereignissen wie Starkregen oder ungewöhnlichen Dürreperioden in den Anbaugebieten, was Auswirkungen auf die Ernteerträge hat. Zudem ist eine gerechte und faire Entlohnung der Kaffeeunternehmer*innen ebenso wichtig zu benennen, da sie nur mit einem ausreichenden Einkommen nachhaltig wirtschaften können.
Sebastian: Den Grundstein für meine jetzige Arbeit in der Kaffeebranche hat ganz klar mein weltwärts-Aufenthalt 2018/19 in Peru gelegt. Nach meinem Freiwilligendienst habe ich begonnen bei einer Kaffeerösterei zu arbeiten, weil mich das Produkt total fasziniert hat und ich tiefer in die Kaffeewelt eintauchen wollte. Vom Anbau bis hin zur fertigen Tasse wollte ich alle Schritte der Qualitätskontrolle, das Handwerk des Röstens und die verschiedenen Arten der Zubereitung kennenlernen. In Hamburg habe ich dann bei der Rösterei bei einer Ausgründung eines Start-Ups im Bereich des Rohkaffeehandels mitgewirkt. Meine Aufgaben fingen bei dem Einkauf des Kaffees in verschiedenen Ländern an, führten weiter über die Abwicklung des Imports und bis hin zur Weitervermarktung des Kaffees an Kunden in ganz Europa. Diesen Job habe ich mit viel Freude neben meinem Studium gemacht. Das hat dazu geführt, dass ich mit einem Kaffeeunternehmen in Bremen in Kontakt gekommen bin, für das ich aktuell tätig bin. Dort bin ich Ansprechpartner für Röstereien und Handelshäuser aus der ganzen Welt rund um das Thema Entkoffeinierung. Ich berate, wenn es darum geht, Fragen zu klären wie die Entkoffeinierung funktioniert und welchen Einfluss die unterschiedlichen Verfahren der Entkoffeinierung auf den ursprünglichen Charakter des Kaffee haben. Zudem arbeite ich im Qualitätsmanagement und bewerte sensorisch Kaffee bevor dieser zurück an den Kunden geht.
"Mein Lieblingstrend zurzeit sind sogenannte "Coffee Flights". Bei "Coffee Flights" geht es um das Probieren eines Kaffees, in unterschiedlicher Zubereitung. Derselbe Kaffee kann so beispielsweise als Espresso, Cappuccino und Filterkaffee serviert werden, wodurch sich Unterschiede im Geschmack desselben Kaffees entdecken lassen."
Sebastian: Ein aktueller Trend in der Branche ist die Herstellung von Kaffeekirschenlimonade oder Cocktails mit der Kaffeekirsche. Dazu verwendet man das meist rote Fruchtfleisch, welches die Kaffeebohne umgibt, und bereitet es nach der Ernte auf. Der Geschmack hat wenig mit Kaffee zu tun, erinnert eher an fruchtig-herbe Noten von Beeren und macht den Eindruck eines Früchtetees - aber koffeinhaltig!
Ein weiterer Trend, der eigentlich jedes Jahr im Herbst beginnt, ist der Pumpkin Spice Latte in verschiedenen Variationen mit Noten von Zimt und Muskatnuss.
Mein Lieblingstrend zurzeit sind sogenannte "Coffee Flights". Bei "Coffee Flights" geht es um das Probieren eines Kaffees, in unterschiedlicher Zubereitung. Derselbe Kaffee kann so beispielsweise als Espresso, Cappuccino und als Filterkaffee serviert werden, wodurch sich Unterschiede im Geschmack desselben Kaffees entdecken lassen.
"Meist beziehen lokale Kaffeeröstereien vor Ort guten und transparent gehandelten Kaffee im Vergleich zum Kaffee aus dem Supermarktregel, bei dem auf der Packung oft keine Angaben zur Herkunft des Kaffees zu finden sind."
Sebastian: In Peru habe ich gelernt, wie viel Arbeit und Aufwand hinter einer guten Tasse Kaffee stecken. Diese Arbeit verdient auch einen fairen Lohn. Meist beziehen lokale Kaffeeröstereien vor Ort guten und transparent gehandelten Kaffee im Vergleich zum Kaffee aus dem Supermarktregel, bei dem auf der Packung oft keine Angaben zur Herkunft des Kaffees zu finden sind. Auch ist er meist frischer geröstet und man kann vor Ort nach einer Empfehlung zum Aufbrühen und einem sogenannten Kaffeerezept fragen.
"Bio und fair produzierter Kaffee spielen eine immer wichtigere Rolle, Kaffeetrinken mit gutem Gewissen sozusagen. [...] Kaffee wird nicht nur gesünder, sondern auch bewusster getrunken."
Sebastian: Ja, definitiv. Interessanterweise beobachte ich, dass immer mehr junge Menschen entkoffeinierten Kaffee trinken. Dadurch, dass ich in dem Bereich arbeite, ist mir aufgefallen, wie viele Menschen doch auf Koffein aufgrund eines gesünderen Lebensstils verzichten. Ihnen geht es mehr um das Aroma und den Genuss statt um den Energiekick.
Bio und fair produzierter Kaffee spielen auch eine immer wichtigere Rolle, Kaffeetrinken mit gutem Gewissen sozusagen. Viele Verbraucher*innen fragen sich bei den Produkten, die sie konsumieren, woher diese eigentlich kommen und wie sie hergestellt wurden, so auch bei Kaffee. Kaffee wird also nicht nur gesünder, sondern auch bewusster getrunken.