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Der Internationale Tag der Bildung findet seit 2018 jährlich am 24. Januar statt und macht auf die gemeinsamen Bildungsziele der UN aufmerksam. Anlässlich dieses Tages haben wir mit den weltwärts-Freiwilligen Jasmin und Alva gesprochen, die derzeit bei Kiima Foods in Kasese, Uganda tätig sind. Im Interview berichten sie von ihren bisherigen Erfahrungen im Freiwilligendienst und über die Bedeutung von Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.
Jasmin und Alva: Der erste Eindruck von Uganda war erst einmal positiv. Dazu maßgeblich beigetragen hat unsere Mentorin, die uns alle am Flughafen abgeholt hat. Gemeinsam mit uns hat sie die ersten organisatorischen Schritte geregelt. Dadurch haben wir uns direkt wohl und behütet gefühlt, obwohl wir sie davor nicht persönlich kannten. Wir waren aber auch von all den neuen Eindrücken sehr begeistert. Unter anderem von Affen, die sich auf einer Telefonleitung entlanggehangelt haben. Uns ist auch direkt aufgefallen, dass Uganda sehr anders als Deutschland ist, zum Beispiel anhand der Straßen, die sich in einem schlechteren Zustand als gewohnt befinden oder auch die andere Bauweise der Häuser.
In Kasese haben wir dann den Kontrast zu Fort Portal gespürt, wo wir die Tage davor verbracht haben. Hier merkt man viel deutlicher, dass man „weiß“ ist, da besonders Kinder einem „Muzungo“ hinterherrufen – so werden weiße Menschen hier genannt. Man wird allgemein sehr oft angesprochen und bekommt Aufmerksamkeit. Das liegt daran, dass Kasese nicht sehr touristisch ist und daher eher selten „Muzungos“ hierherkommen. Aber jede Begegnung, die wir hier in den ersten Tagen gemacht haben, war sehr freundlich und herzlich: Wir wurden gefragt, was wir hier machen, wie es uns geht und wie wir Uganda finden.
Jasmin und Alva Kiima Foods hat verschiedene Projekte, unter anderem in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft und erneuerbare Energien. Außerdem werden Trainings organisiert, um Arbeitsmöglichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene zu schaffen, sowie Projekte ins Leben gerufen, bei denen Communities eine Möglichkeit gegeben wird, sich selbstständig finanziell abzusichern, durch beispielsweise Imkerei oder Gemüseanbau.
Wir haben uns bei Kiima Foods direkt sehr wohl gefühlt. Das Kollegium war von Anfang an sehr freundlich zu uns und es herrscht eine familiäre Atmosphäre. Wir fanden es auch sehr interessant zu sehen, wie die Arbeit in theoretische und praktische Teile aufgeteilt ist: Bei Trainings werden den Communities die Hintergründe und das Vorgehen theoretisch aufgezeigt und später wird das Gesagte praktisch gezeigt und umgesetzt.
Jasmin und Alva: Prinzipiell haben wir zwei verschiede Arten von Arbeitstagen: Zum einen die sogenannten „Office Days“. An diesen Tagen sind wir im Büro und unsere Aufgaben bestehen primär aus der Pflege des Social Media-Accounts oder auch dem Gestalten des jährlichen Newsletters. Zum anderen sind wir bei sogenannten „Field Days“ dabei. An diesen Tagen gehen wir mit Kolleg*innen in verschiedene Dörfer im Distrikt Kasese. Dort führen wir mit den Bewohner*innen Trainings durch oder organisieren Treffen, bei denen die Hintergründe und die Methoden des jeweiligen Projekts vorgestellt werden.
Die praktische Umsetzung übernimmt dann letztendlich die Community und Kiima Foods kontrolliert regelmäßig den Fortschritt und gibt Hilfestellungen. Unsere Aufgabe ist dabei meistens die visuelle Dokumentation durch Fotos. An den Trainings selbst können wir nicht direkt mithelfen, aufgrund fehlender Expertise und der Sprachbarriere – vor allem in Dörfern. Außerdem sind die aktuellen Projekte vor unserer Ankunft ins Leben gerufen worden und werden jetzt abgeschlossen. Zum neuen Jahr hin beginnen dann Projekte, bei denen wir dann eine größere Rolle spielen können.
"Die Arbeit bei Kiima Foods hat uns gezeigt, wie wichtig Spontanität und Flexibilität sind. Hier wird immer eine Lösung gesucht, auch wenn ein Projekt nicht wie geplant läuft."
Jasmin und Alva: Wir haben ein Projekt in einem Dorf begleitet, welches im Mai dieses Jahres von einer Flut zerstört wurde. Dort hilft Kiima Foods durch Prävention, die Folgen einer nächsten Flut vorzubeugen. Eine der Maßnahmen ist zum Beispiel, den Fluss zu stabilisieren, damit er nicht so leicht aus seinem natürlichen Flussbett ausbricht. Dazu wird am Ufer Bambus gepflanzt, da dieser die Erde stabilisiert und diese dadurch nicht weggeschwemmt wird.
Dies war eine von vielen natürlichen Lösungen, die wir zuvor nicht kannten, aber die uns begeistert hat, da sie einfach umzusetzen ist und gleichzeitig einen großen Einfluss hat.
Jasmin und Alva: Kiima Foods ist sehr darum bemüht, die Information, wie Kochen nachhaltiger gestaltet werden kann, an möglichst viele Leute zu bringen, bzw. die Mitglieder dazu zu motivieren, dieses Wissen unter den Communities zu verbreiten und andere aufzuklären. Zudem stellt Kiima Foods mehrere Optionen dar, zum Beispiel Lehmöfen und Schnellkochtöpfe, damit sich individuell, je nach finanzieller Lage, angepasst werden kann. Zudem wird viel über die Vorteile und Gründe für nachhaltiges Kochen aufgeklärt, damit nachvollzogen werden kann, warum diese Veränderungen notwendig sind und welche konkreten Vorteile man selbst davon hat, wie z.B., dass man Zeit und Geld spart.
Auch findet die Veränderung langsam, aber stetig statt, um den Anschluss an die Leute nicht zu verlieren. Es soll sich erstmal an die neuen Gewohnheiten gewöhnt werden, um langfristig mehr Erfolge zu haben, als schnell möglichst viel umzustellen und dann das Verständnis zu verlieren oder zu kompliziert zu werden. Daher sehen wir die Bedeutung dieser Projekte für die lokale Gemeinschaft als sehr hoch an, da sich darum bemüht wird, dass diese wirklich umgesetzt werden und der Austausch in der Gemeinschaft über Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit gefördert wird.
Jasmin und Alva: Bildung spielt eine große Rolle bei Kiima Foods, was daran zu erkennen ist, dass es viele Meetings mit Communities gibt, wo unter anderem praktisch Methoden gezeigt werden, aber auch ein großer Teil theoretisch ist, wo über die Hintergründe informiert und aufgeklärt wird. Dadurch sollen die Communities überzeugt werden, das Gelernte anzuwenden und weiterzuführen, da sie den Grund ihres Handelns verstehen.
Mit der Aufklärung über z.B. Landrechte wird Frauen durch Bildung Macht gegeben, die zur sozialen Gerechtigkeit beiträgt, da sie sich nun ihrer Rechte bewusst sind und diese einfordern können. Und bei den schon angesprochenen Trainings für nachhaltige Kochoptionen wird durch Bildung die nachhaltige Entwicklung gefördert, die nur gut funktionieren kann, wenn man sich der Vorteile des Handelns bewusst und über Klimawandel und Umweltschutz informiert ist.
Jasmin und Alva: Wir nehmen aus der Zusammenarbeit mit dem Kiima Foods Team mit, dass man mit einer Spontanität und Flexibilität an die Arbeit gehen kann. Dies haben wir in Deutschland bislang nicht in dieser Form erlebt, genauso wie der entspannte Umgang miteinander und mit der Arbeit. Hier ist es auch nicht schlimm, wenn ein Projekt nicht so umgesetzt werden kann wie erwartet. Es wird zusammen eine Lösung gesucht und dann erneut versucht, was sehr schön anzusehen ist.
Jasmin und Alva: Für einen Auslandsfreiwilligendienst ist weltwärts unserer Meinung nach die beste Option, aufgrund der finanziellen Unterstützung. Auch darüber hinaus hat das Programm ein gutes Netzwerk im Hintergrund, welches Sicherheit gibt. Zudem gibt es ein großes Angebot, wo man in der Regel eine passende Einsatzstelle findet.
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„Für einen Auslandsfreiwilligendienst ist weltwärts unserer Meinung nach die beste Option, auch aufgrund des guten Netzwerks im Hintergrund.“
Jasmin und Alva: Dass die Entsendeorganisationen sehr große Unterschiede aufweisen können. Man sollte sich außerdem Gedanken machen, was die eigenen Prioritäten sind (Gastfamilie oder alleine wohnen, große Organisationen, die gut strukturiert sind oder kleine Organisationen, die meist viel persönlicher und flexibler sind, etc.).
Zudem wäre uns persönlich ein halbes Jahr zu kurz, um richtig in die Kultur einzutauchen und in der Arbeitsstelle anzukommen. Außerdem ist ein Freiwilligendienst im Ausland nicht das Richtige, um einfach nur den Lebenslauf aufzubessern. Dadurch entsteht keine große eigene Motivation am interkulturellen Austausch und ein Freiwilligendienst macht deutlich weniger Spaß und man nimmt deutlich weniger mit, wenn man sich nicht auf das neue Leben einlässt.
Jasmin: Mir war bereits vor meinem Freiwilligendienst klar, dass ich später im naturwissenschaftlichen, bzw. im Umweltbereich arbeiten und daher auch mein Studium entsprechend Richtung Biologie/Chemie ausrichten möchte. Deswegen wurde ich auch bei Kiima Foods eingesetzt, bzw. habe mich für Einsatzstellen im landwirtschaftlichen Sektor beworben. Ich plane daher, direkt nach meinem Freiwilligendienst ins Studium zu starten, aber noch ist ja noch nicht allzu viel Zeit vergangen, also können sich meine Pläne nochmal ändern..
Alva: Ich hatte nie einen langfristigen Plan für mein Leben nach der Schule. Während der Schulzeit habe ich viele Interessen entwickelt und für ein Studium hätte ich mir etwas Künstlerisches vorstellen können, seit ich hier bin, bin ich mir eigentlich nicht mehr sicher. Ich kann mir wieder viel mehr Sachen vorstellen und auch andere als davor. Also mal sehen, was es am Ende wird.
Vielen Dank für diese spannenden Einblicke!