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Florian und Martha haben sich im August 2024 mit Volunta, Partnerorganisation des Deutschen Roten Kreuzes Hessen, auf den Weg nach Kolumbien gemacht. Ihr Ziel: das Projekt GoodVision Colombia der Fundación 180 zu unterstützen. Vor der Ausreise arbeitete Florian als ausgebildeter Pharmazeutisch-technischer Assistent bereits in einer Apotheke in Freital. Martha entschied sich nach ihrem Abitur an einem Dresdner Gymnasium weltwärts zu gehen. Hier berichten sie von ihrem Alltag, den Folgen der fehlenden Gesundheitsversorgung und geben Tipps an zukünftige Freiwillige.
Florian: Mich hat es besonders gereizt, einen Freiwilligendienst in einem eher ungewöhnlichen Bereich zu machen. Die meisten Freiwilligen arbeiten typischerweise in Schulen oder mit Kindern – da war das Projekt GoodVision Colombia der Fundación 180 eine spannende Alternative. Anfangs konnte ich mir ehrlich gesagt nicht genau vorstellen, wie unsere Arbeit vor Ort konkret aussehen würde. Das hat meine Neugier aber noch mehr geweckt. Bei meiner Bewerbung und der Vorbereitung habe ich erfahren, dass das Projekt sehr vielseitig ist – mit Einsätzen an ganz unterschiedlichen Orten. So hatte ich auch die Möglichkeit, viel von Kolumbien kennenzulernen.
Martha: Mein Interesse wurde bereits geweckt, als ich das erste Mal von dem Projekt gehört habe. Insbesondere in den abgelegenen Regionen Kolumbiens haben die Menschen kaum einen Zugang zu einer augenärztlichen Versorgung. Durch das Projekt kommen Optiker*innen direkt in diese Regionen, um die Brillen zu verteilen. Die Form der Arbeit – jeden Tag in andere Regionen zu reisen – klang sehr spannend, da man dadurch ziemlich viel vom Land kennenlernen kann und direkt mit den Einheimischen in Kontakt kommt. Zudem hat mir die Vorstellung gefallen, eine Organisation zu unterstützen, die eine spürbare Veränderung im Leben vieler Menschen bringt und dabei auch selbst noch etwas über Augengesundheit zu lernen.
Florian und Martha: Wir stehen zeitig auf, um auf die „Kampagnen“ zu fahren und in der Unidad móvil mitzuhelfen. Die Unidad móvil ist ein großes Fahrzeug mit zwei Räumen. In einem Raum finden die Sehtests mit den Optiker*innen statt und in dem anderen Raum befindet sich unser Arbeitsplatz, die Optik.
In der Optik erläutern wir den Patient*innen, welche Brille sie benötigen und erklären das Konzept der Brillen. Dieses Konzept ist besonders, weil die Montur aus einem biegbaren Material zur Anpassung besteht und in Bolivien per Handarbeit gefertigt wird. Die Gläser werden in Deutschland gefertigt und können nach Bedarf in jede Montur eingesetzt werden. Danach entscheiden die Patient*innen, ob sie die Brille erhalten möchten oder nicht. An alle Kinder und Menschen mit Behinderung wird die Brille gespendet. Personen ab 60 Jahren können die Brille zur Hälfte des Preises kaufen. Erwachsene müssen in den meisten Fällen den vollen Preis zahlen. Allerdings hat die Organisation im allgemeinen soziale Preise, sodass auch Menschen mit wenig Geld eine Brille erwerben können.
Wenn die Patient*innen sich für eine Brille entscheiden, passen wir diese an und geben sie aus. Die Brillenanpassung ist unsere Hauptaufgabe, aber wir bauen auch selbstständig unseren Arbeitsplatz auf und ab und kümmern uns zusätzlich um das “Augenmuseum”.
Das “Augenmuseum” dient der Präventionsarbeit und enthält einige Schilder mit Informationen zu Augenkrankheiten und Übungen zur Entspannung der Augen. Diese können sich die Patient*innen während ihrer Wartezeit anschauen.
Wenn alle Patient*innen, die für den Tag eingeplant waren, behandelt wurden, wird alles abgebaut und wir fahren meist am späten Nachmittag wieder nach Hause. Es finden zudem einwöchige Kampagnen in entfernteren Regionen statt, sodass wir am Abend nicht nach Hause fahren, sondern in einem Hotel übernachten.
Florian und Martha: Unser Team war in verschiedenen Regionen von Boyacá unterwegs. In den größeren Städten arbeiteten wir meistens in Vierteln oder an Schulen, in denen viele Menschen nur eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung hatten, sei es aus finanziellen oder strukturellen Gründen.
Vor allem in ländlicheren Gebieten wurde deutlich, wie groß die Lücken in der Gesundheitsversorgung sind. Viele Menschen leben auf dem Land oder in abgelegenen Regionen – den sogenannten “Veredas”– und haben unbehandelte Sehprobleme. Gründe dafür sind, dass die Brillen entweder zu teuer oder der nächste Optiker zu weit entfernt ist.
Bei unseren Einsätzen vor Ort hatten wir daher immer eine sehr hohe Quote an Menschen mit starker Sehschwäche, die noch nie zuvor eine Brille getragen hatten. Besonders berührend war es zu sehen, wie dankbar die Menschen waren, wenn sie nach unserem Besuch endlich wieder “klar” sehen konnten – manchmal zum ersten Mal seit Jahren.
"Besonders berührend war es zu sehen, wie dankbar die Menschen waren, wenn sie nach unserem Besuch endlich wieder “klar” sehen konnten – manchmal zum ersten Mal seit Jahren."
Das Projekt finanziert sich zu einem großen Teil aus Spendengeldern. Es wird nach dem Konzept und in Zusammenarbeit mit EinDollarBrille umgesetzt. Zusätzlich tragen auch Partnerschaften mit Organisationen wie unter anderem Rotary oder Sternstunden e.V. zur Umsetzung bei.
Florian und Martha: Das Projekt leistet wichtige Aufklärungsarbeit - sowohl durch die Präsenz der Unidad móvil als auch durch das “Augenmuseum”, das viele Menschen neugierig macht. Wenn wir mit der Unidad auf den zentralen Plätzen der Dörfer stehen, kommen oft schon nach kurzer Zeit viele Menschen auf uns zu. Es reicht manchmal schon, dass wir sichtbar da sind – das weckt Interesse. Viele lassen sich dann spontan testen und nehmen das Angebot gerne an.
Besonders wichtig ist aber auch der niederschwellige Zugang: Das Projekt bietet allen Menschen - unabhängig davon, wo sie wohnen - die Möglichkeit eines kostenlosen Sehtests. Falls eine Brille notwendig ist, können sie diese zu einem günstigen Preis erwerben oder erhalten sie sogar als Spende.
Florian und Martha: Uns hat die Herzlichkeit, Lebensfreude und liebevolle Art der Menschen überrascht. Wir wurden immer mit sehr großer Gastfreundlichkeit empfangen und oftmals eingeladen. Den meisten Menschen, denen wir begegnet sind, hatten ein Lächeln auf den Lippen.