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Bildung für ein selbstbestimmtes Leben: Freiwilligendienst in Peru

Isabell

Einsatzort: Huanchaco, Peru

Organisation: Evangelische Freiwilligendienste Diakonie Hessen

Isabell engagiert sich als Freiwillige für Kinder aus sozial schwachen Familien in Huanchaco (Peru). In dem Projekt Puente Santa Rosa De Lima ALPER erhalten rund 50 Kinder nicht nur eine Schulbildung. Sie werden bis zur Ausbildung oder zum Studium in ein selbstbestimmtes Leben begleitet.

Dass Kinder die Schule besuchen, erscheint uns selbstverständlich. Doch für die Kinder aus sozial schwachen Familien in Huanchaco (Peru) ist es das nicht. Hier setzt das Projekt Puente Santa Rosa De Lima ALPER an, in dem Isabell Jonczyk sich als Freiwillige engagiert. Hier erhalten rund 50 Kinder nicht nur eine Schulbildung. Sie werden bis zur Ausbildung oder zum Studium in ein selbstbestimmtes Leben begleitet.

Bildungsgerechtigkeit für alle

Isabell: Mir sind Gerechtigkeit und Chancengleichheit sehr wichtig, deshalb habe ich mich auch entschieden einen Freiwilligendienst zu leisten und fand vor allem diese Einsatzstelle sehr interessant. Die Chance auf ein Leben in Fülle, sei es im finanziellen oder auch sozialen Kontext, sollte jedem Menschen gegeben werden, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe oder anderen Faktoren, die oft den Raum der Möglichkeiten begrenzen. Ich möchte gerne einen Beitrag dazu leisten.

Das Projekt Puente Santa Rosa De Lima ALPER oder kurz Puente fokussiert sich auf Kinder und Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen und ermöglicht diesen den Zugang zu Bildung. Außerdem wird ein Freizeitraum geschaffen, in dem die Kinder ihre ganz eigenen, individuellen Talente entdecken und auch fördern können. Dies wird durch das breite Angebot von Workshops im sportlichen, künstlerischen sowie musikalischen Bereich verwirklicht.

In Puente unterrichte ich samstags eine Klasse von zehn Schüler*innen im Alter von fünf bis fünfzehn Jahren in Englisch und gebe unter der Woche einigen Schüler*innen Nachhilfeunterricht. Zudem unterstütze ich die in Puente arbeitenden Lehrkräfte in ihrem Unterricht. Darüber hinaus leitete ich zusammen mit meinen Mitfreiwilligen ein Ferienfreizeitprogramm mit verschiedenen Workshops wie Marinera, einem Musik- und Tanzstil hier aus dieser Gegend, oder Kunst.

Nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch den Charakter stärken

Die meisten Kinder kommen aus ärmlichen bis sehr prekären, indigenen Familien. Einige von ihnen müssen schon in jungen Jahren arbeiten, um ihre Familien finanziell zu unterstützen und können somit ihren schulischen Weg nicht verfolgen. Einige Kinder konnten daher am Anfang ihrer „Puente-Zeit“ weder lesen noch schreiben und lernten es erst durch den Unterricht, der hier angeboten wird. In Puente wird jedes Kind bei allen Schwierigkeiten oder Lücken aufgefangen. Sie können abseits vom Unterricht „Kind“ sein und zusammen mit den anderen spielen. Sie schaffen hier Momente für sich und können Individualität, Charakter und Wissen stärken. Viele Kinder beginnen nach ihrer Zeit eine Ausbildung oder auch ein Studium. Sie schaffen es am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und ihren eigenen Weg zu finden, um dem Teufelskreis der Armut zu entkommen.

Bei Puente treffen Menschen aufeinander, lernen miteinander und für sich, sei es schulisch, charakterlich oder auch sozial. Sie werden auf ein Leben mit mehr Chancen und Möglichkeiten hingeführt. Dabei bilden sie eine Familie, bei der sich alle um alle kümmern.

Die Kinder verleihen Puente diese gewisse Essenz

Für immer in Erinnerung werden mir die vielen tollen sowie bewegenden Begegnungen bleiben. Ich wurde um so viele neue Perspektiven bereichert und gehe viel bewusster mit meinen eigenen Privilegien um. Auch schon vor meinem Jahr habe ich meine Bildung, meine vielen Möglichkeiten und meine unbeschwerte Kindheit geschätzt. Aber durch diesen Austausch erweitert sich der eine oder andere Blinkwinkel auf das eigene Leben und das Leben anderer Menschen. Für diese bewusste sowie perspektivreiche Sicht bin ich sehr dankbar.

Darüber hinaus kann ich sehen, dass trotz der gegebenen Lebensumstände die Kinder mit so viel Freude, Neugierde und Wissbegierde durch ihr Leben gehen. Sie lernen so ambitioniert für sich und ihr Leben, sind alle auf ihre Art so bereichernd und jedes Mal aufs Neue beeindrucken sie mich.

Sie verleihen Puente diese gewisse Essenz, die mir schon bei meinem ersten Tag aufgefallen ist und mich immer begleiten wird.

Als Freiwillige, als Freundin, werde ich herausgefordert, ich entdecke auch neue Seiten an mir und lerne viel von den Kindern. Ich liebe meine Arbeit mit den Kindern und bin von ihnen und ihrem gegenseitigen Zusammenhalt einfach begeistert.

Ich erkenne auch, wie wichtig diese Arbeit ist und unsere Zusammenarbeit mit den peruanischen Lehrkräften, denn Puente lehrt fürs Leben und verändert Leben.