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In die Welt
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Nach fast 12 Monaten ist mein Freiwilligendienst nun zu Ende. Bis September habe ich über meine Entsendeorganisation, die Vereinigung junger Freiwilliger, in Ecuadors Hauptstadt Quito gelebt und dort im Kulturzentrum Casa Metro Juventudes gearbeitet. Dieses Projekt wird von der Stadt Quito finanziert und bietet an verschiedenen Standorten in der Stadt Freizeitangebote für junge Menschen von zwölf bis 28 Jahren. Die Angebote sind sehr vielfältig und reichen von Sprachunterricht über Tanz, Theater, Musik bis hin zu Kosmetik.
Über das Jahr hinweg habe ich viele Facetten des Projektes kennengelernt und hatte so einen sehr vielseitigen Alltag: Die ersten Monate war ich am Standort im historischen Zentrum und habe dort die Kurse in Englisch, Französisch und Gitarre unterstützt.
Im neuen Jahr kam es dann zu einem Lehrkräftemangel in der Projektstelle im Süden der Stadt und so habe ich dort für einige Monate die Verantwortung für den Englisch- und Französischkurs übernommen. Dadurch wurde mein Weg zur Arbeit etwas komplizierter: Der Standort im Zentrum war nur circa 20 Minuten von meiner Gastfamilie entfernt, aber in den Süden bin ich dann mehrmals die Woche eine Stunde Bus gefahren. Das war nicht nur länger, sondern aufgrund der Lage auch gefährlicher.
Meine Arbeitszeiten richteten sich nach dem Stundenplan von Casa Metro, wobei ich nicht immer den ganzen Tag voll ausgelastet war. Das kam ganz darauf an, wie die Kurse lagen. Gerade am Anfang habe ich mich teilweise auch gelangweilt – in einigen Kursen hatte ich nämlich das Gefühl, dass dort gar kein Platz für Freiwillige ist.
Wenn man viel Arbeit will, muss man sie sich sehr aktiv suchen – mein Tipp für neue Freiwillige!
Für mich war das Kulturzentrum etwas ganz Besonderes, denn ich war ständig von Menschen in meinem Alter umgeben. Dadurch fiel es mir sehr leicht Freunde zu finden, was auch die Integration erheblich vereinfacht hat.
Generell ist die Stimmung im Projekt sehr familiär, auch zwischen den Lehrerkräften und Jugendlichen. Die Jugendlichen kommen mit der Motivation, etwas zu lernen, sodass man immer gut mit ihnen arbeiten konnte. Das war besonders wichtig, als ich alleine einen Kurs geleitet habe. Außerhalb meiner Arbeitszeiten konnte ich auch selbst an Kursen teilnehmen wie dem Kurs Baile Urbano, in dem Tänze wie Break unterrichtet wurden.
In der Gastfamilie haben wir anfangs mit drei Freiwilligen meiner Entsendeorganisation gewohnt. Hinzu kamen immer wieder Freiwillige, die für kurze Zeit zu Besuch waren, sowie Freunde und Bekannte der Familie. Dadurch war das Haus immer voll, was manchmal eine Herausforderung war. Viele verschiedene Charaktere und Ansprüche trafen aufeinander. Das war zusammen mit der neuen Sprache und anderen Kultur nicht immer leicht. Aber die Familie gab ihr Bestes, um uns zu integrieren und uns zu helfen. Das Einzige was ich schade fand, war, dass sie kaum etwas mit uns unternommen haben. Die Eltern arbeiten sehr viel und die Kinder – schon 22 und 24 Jahre alt – waren stets mit der Uni beschäftigt.
Was ich immer interessant fand, war, den Menschen um mich herum zuzuhören, wenn sie sich über Ecuador unterhalten haben. Die Mischung von Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und sozialen Schichten und mit sehr unterschiedlichen politischen Ansichten, hat dafür gesorgt, dass ich sehr viele Perspektiven auf die ecuadorianische Kultur, Politik und Gesellschaft mitbekommen habe. Das war vor allem während der Krisen und wichtigen politischen Ereignisse dieses Jahres wichtig, wie den Präsidentschaftswahlen im Oktober und dem Ausnahmezustand im Januar.
Wegen der Gewalt in vielen Gefängnissen und der Flucht eines Drogenbosses hatte der Präsident den Ausnahmezustand für 60 Tage ausgerufen. Das war für viele von uns ein Schock. Ich persönlich stellte aber fest, dass ich auf keinen Fall vorzeitig nach Deutschland zurückkehren wollte. Es gab noch zu viel zu sehen und kennenzulernen.
Obwohl ich viel kennenlernen wollte, bin ich während meines Freiwilligenjahres nicht sehr viel gereist. Reisen können, was die Sicherheit betrifft, immer eine Herausforderung sein. Aktuell ist Ecuador kein sicheres Land und gerade große Städte sind von Kriminalität betroffen. In Quito habe ich in einer eher sichereren Gegend gewohnt. Ich wusste, wo ich entspannt hingehen konnte und wo nicht und welche Verkehrsmittel mich sicher von A nach B bringen. In anderen Städten war das nicht der Fall, so dass ich immer froh war, nach Quito zurückzukehren.
Wenn ich jetzt auf das Jahr zurückblicke, bin ich extrem zufrieden mit meiner Entscheidung. Ich hatte eine sehr schöne Zeit und habe sehr viel dazugelernt, nicht nur über Ecuador, sondern vor allem auch über mich selbst. Ich habe neue Menschen in mein Herz geschlossen und einen Teil von mir - denke ich - auch dagelassen.
Ich habe entschieden, was ich studieren will, und festgestellt, dass ich auf keinen Fall Lehrerin werden möchte. Denn das Unterrichten war zwar schön, hat mich auf die Dauer aber auch sehr gestresst.
Aber vor allem habe ich Menschen kennengelernt, mit denen ich jetzt- zwei Wochen nach Rückreise - noch Kontakt habe. Ich hoffe, dass sich dieser Kontakt lange halten wird – wenn es nach mir geht, bis ich eines Tages nach Ecuador zurückkehren kann. In dem Sinne bedanke ich mich bei weltwärts und der Vereinigung junger Freiwilliger für dieses schöne Jahr.
Ich habe sehr viele Perspektiven auf die ecuadorianische Kultur mitbekommen.