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In die Welt
eintauchen
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Bevor ich weltwärts gegangen bin, hatte ich gerade mein Abitur bestanden. Während der Schulzeit hatte ich mich in der Schülervertretung für meine Mitschüler*innen eingesetzt. In meiner Heimatstadt war ich Stadtschülersprecher und habe in Zusammenarbeit mit den Vertreter*innen anderer Schulen zahlreiche Events und Aktionen organisiert, wie zum Beispiel eine Kundgebung unter dem Motto “Bunt gegen Rassismus”.
Aufgrund meiner Erfahrung im Organisieren und in der Zusammenarbeit mit Jugendlichen sowie meines Interesses an politischer Arbeit, habe ich mich für einen Freiwilligendienst mit der Entsendeorganisation Brot für die Welt bei Youth Council of Cambodia (YCC) entschieden. Außerdem war ich sehr begeistert von der Möglichkeit, bei einer lokalen NGO Entwicklungszusammenarbeit hautnah erleben zu können.
Das Youth Council of Cambodia (YCC) ist eine lokale NGO, die sich auf die Stärkung von Jugendlichen spezialisiert hat. Die Projekte haben verschiedene Schwerpunkte und orientieren sich an den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDG) der Vereinten Nationen. Um den Jugendlichen die SDG näher zu bringen, organisiert YCC vielfältige Aktionen wie zum Beispiel das Pflanzen von Bäumen, Demokratisierungsseminare und Exkursionen in die bedrohten Mangrovenwälder Kambodschas.
Meine Aufgaben waren sehr vielfältig und ich hatte die Möglichkeit in verschiedenste Projekte reinzuschnuppern. Nachdem ich im ersten halben Jahr vor allem unterstützende Tätigkeiten geleistet hatte, wie das Schreiben von Berichten schreiben und das Auswerten von Daten, konnte ich im zweiten Halbjahr selbstständiger arbeiten.
Zusammen mit einem Kollegen organisierte ich Trainings für Highschool-Schüler in Computerprogrammen, mit denen diese den Fortschritt der SDG in Kambodscha auswerten können. Nach dem Training hatten die Jugendlichen die Möglichkeit in einem eigenen Projekt bestimmte SDG zu untersuchen. Diese eigenen Projekte konnten sie dann in einem Wettbewerb der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) einreichen.
Bei dieser Arbeit konnte ich viel über Projektmanagement bis hin zur Projektauswertung lernen, da ich alles in enger Zusammenarbeit mit meinem Kollegen organisierte. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich alle Facetten der Projektarbeit kennenlernen konnte, da ich auch in der Zukunft gerne in der Entwicklungszusammenarbeit mitwirken möchte.
Ein weiteres Projekt, das ich umsetzen durfte, war die Englisch Nachhilfe für benachteiligte Jugendliche.
Durch die verschiedenen Projekte konnte ich mehr über die politische Situation in Kambodscha lernen. Die turbulente Geschichte und vor allem das Terrorregime der kommunistischen Roten Khmer in den 70er Jahren prägen bis heute die Gesellschaft in Kambodscha. Seit 1993 ist Kambodscha zwar offiziell eine konstitutionelle Monarchie mit einem Mehrparteiensystem. Praktisch wird das Land jedoch seit Jahrzehnten von der Kambodschanischen Volkspartei regiert und der langjährige Regierungschef hat sein Amt an seinen Sohn übergeben. Auch andere Kabinettsmitglieder übergaben ihre Posten an ihre Kinder.
Am spannendsten war es für mich, mit den Teilnehmer*innen in unseren Projekten zu sprechen. Manche waren verständlicherweise etwas niedergeschlagen, wenn es um das Thema Demokratie geht, andere jedoch zuversichtlich und von einer unglaublichen Positivität geprägt.
Letztendlich ist die Situation gerade für Aktivist*innen und Journalist*innen nicht einfach in Kambodscha. Es ist keine Seltenheit, dass friedlicher Aktivismus hart bestraft wird und die wenigen unabhängigen Medien bangen um ihre Existenz. Während ich in Kambodscha war, wurden die Aktivist*innen der NGO Mother Nature Cambodia wegen einer Demonstration zu sechs bis acht Jahren Haft verurteilt, was zu einem internationalen Aufschrei führte.
Ich bin immer noch zutiefst beeindruckt von all den jungen Khmer, die sich trotz eines repressiven Umfelds für die Zivilgesellschaft für eine Demokratisierung in ihrem Land einsetzen. Dabei sind sie auch noch die lebensfrohesten Menschen, die ich kennenlernen durfte. Diese positive Sicht auf die Dinge hat mich definitiv nachhaltig geprägt. Manchmal gibt es keine einfache Lösung für ein Problem, aber ein Lächeln hilft immer!
Sei offen.
Klar, das ist jetzt irgendwie eine Standardantwort. Also, was heißt es offen zu sein? Offen sein heißt, sich anzupassen an die Kultur, das Essen, die Gepflogenheiten. Offen sein heißt natürlich auch, offen gegenüber neuen Leuten zu sein und ihre Ansichtsweisen zu verstehen zu versuchen. Offen sein heißt aber vielleicht auch einfach nur mal zu beobachten, selbst wenn man das, was man sieht, nicht für richtig empfindet. Letztendlich sind wir Gäste in unserem Einsatzland und das sollten wir uns bewusst machen.