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Berufsorientierung in Ghana

Freiwilligendienst im Krankenhaus

Freiwilligendienst als Vorbereitung auf ein Medizinstudium

Einsatzort: Agona Swedru, Ghana

Organisation: KulturLife

Alexandra Marx wollte nach dem Abi wissen, ob ein Medizinstudium das Richtige für sie ist. Daher hat sie mit weltwärts und der Organisation Kulturlife ein Jahr in einem Krankenhaus in Ghana gearbeitet. Dort konnte sie verschiedenen Stationen kennenlernen und viel medizinisches Wissen mitnehmen.

Ich habe im staatlichen Krankenhaus in Agona Swedru gearbeitet. Mit über 400 Mitarbeitenden ist es eines der größeren Krankenhäuser der Stadt. Für diese Einsatzstelle habe ich mich aus mehreren Gründen entschieden. Zum einen wollte ich etwas von der Welt sehen, anstatt nach der Schule direkt mit dem theoretischen Lernen im Studium weiterzumachen.

Zum anderen wusste ich noch nicht, was ich nach dem Abi studieren will. Da ich an einem Medizinstudium überlegt hatte, hoffte ich, der Freiwilligendienst in einem Krankenhaus könnte mir Klarheit verschaffen. Meine Vorkenntnisse beschränkten sich auf ein paar Erste Hilfe-Kurse.

Ich habe meistens in der Frühschicht von 8:00 bis 14:30 Uhr gearbeitet. Meine Aufgaben waren je nach Station unterschiedlich. Aber in jeder Station gab es Kolleg*innen, die bereit waren, mich mitzunehmen und einzuarbeiten, auch wenn sie gar nicht für mich zuständig waren.

Ich konnte verschiedene Stationen kennenlernen

Begonnen habe ich meine Arbeit in der Ambulanz. Dort habe ich gelernt, wie man die Vitalparameter der Patient*innen überprüft und wie man Krankheitssymptome notiert. Das gehörte auch in allen nachfolgenden Stationen zu meinen Aufgaben.

Danach arbeitete ich auf der Frauen-, der Männer- und der Kinderstation. Dort konnte ich an der Visite der Ärzt*innen teilnehmen und bei Wundreinigungen, der Messung von Vitalparametern, sowie der Verabreichung von Medikamenten helfen.

In der Aufwachstation und im OP durfte ich Operationen beobachten. Meistens wurden Kaiserschnitte durchgeführt. Es gab aber auch andere gynäkologische Eingriffe und Fälle von Hernien, also Eingeweidebrüchen, die behandelt werden mussten. Im OP wurde ich vor allem in die Reinigung und Sterilisation der Instrumente eingeführt. Darüber hinaus unterstützte ich die Ärzt*innen und Hebammen, wenn sie bereits eingewaschen waren, beim Umgang mit unsterilen Gegenständen. Für mich war dies die interessanteste Station, da ich dort am meisten zu tun hatte. Zudem waren die Ärzt*innen auch oft bereit, Fragen zu beantworten und Vorgänge zu erklären.

Danach ging es für mich in den Kreissaal, die Neugeborenen-Intensivstation und die Gynäkologische Klinik. Dort konnte ich die Frauen bei den Wehen mental unterstützen und durfte bei der Versorgung der Neugeborenen helfen.

In den kleineren Abteilungen, wie der Tuberkulose-Abteilung, der antiretroviralen Therapieeinheit, der Ernährungsstation und der Zahnklinik, blieb ich in der Regel nur eine Woche. Dennoch konnte ich viel über Erkrankungen wie Tuberkulose, HIV und Mangelernährung lernen.

Darüber hinaus habe ich fast alle zwei Wochen die „Tutorings“ im Verwaltungstrakt besucht und Vorträge über ein bestimmtes medizinisches Thema gehört.

Die beiden weltwärts Freiwilligen Sophia und Alexandra halten zwei Neugeborene im Arm. Während ihrem Freiwilligendienst im medizinischen Bereich haben sie Einblicke im Kreissaal, der Neugeborenen-Intensivstation und die Gynäkologische Klinik erhalten.
Alexandra mit der Freiwilligen Sophia auf der Geburtenstation. Sie habe Einblicke in den Kreissaal, die Neugeborenen-Intensivstation und die Gynäkologische Klinik erhalten.

Alleine oder gemeinsam arbeiten: Beides hat seine Vorteile

Als einzige Freiwillige auf einer Station zu arbeiten war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Denn so war ich gezwungen, in engen Kontakt mit den Pflegekräften zu kommen und mich selbst zurecht zu finden. Die Arbeit zusammen mit Sophia, einer anderen deutschen Freiwilligen, war jedoch eine ebenso schöne Erfahrung, da wir uns über unsere Beobachtungen austauschen konnten. Darüber hinaus waren wir gleichermaßen interessiert an der Medizin und so haben wir in Zeiten, in denen es nichts zu tun gab, gemeinsam recherchiert.

Darüber hinaus hatte ich Kontakt zu den Pflegekräften und natürlich den Patient*innen. Mit fast allen Kolleg*innen bin ich gut klargekommen. Der Umgang mit den Patient*innen war für gewöhnlich auch kein Problem. Viele von ihnen sprachen Englisch und selbst wenn nicht konnten Angehörige oder Kolleg*innen übersetzen. Ansonsten ließen sich Bedürfnisse wie Wasser trinken oder Hand halten aber auch wunderbar durch Mimik und Gestik ausdrücken.

An den Anblick von Wunden musste ich mich erst gewöhnen

Insgesamt hatte ich sehr wenige Probleme im Krankenhaus. In Zeiten mit wenig Arbeit fand ich Dinge, mit denen ich mich beschäftigen konnte. In Phasen mit viel Arbeit oder in schwierigen Situationen hatte ich immer die Möglichkeit, mich ein wenig zu distanzieren. Das war gerade am Anfang sehr wichtig, als ich die ersten wirklich schlimmen Wunden gesehen habe. An den Anblick – und Geruch – habe ich mich erstaunlich schnell gewöhnt, aber es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, um das zu verarbeiten.

Fragen zu stellen, ist ebenfalls sehr wichtig.

Zu Beginn habe ich mich noch ein bisschen davor gescheut, aber nach und nach habe ich immer mehr Fragen gestellt. Besonders nach Aufgaben zu fragen war essenziell, um die Schicht über beschäftigt zu sein. Zudem sollten Freiwillige Interesse an der Medizin haben und eine gewisse Toleranz für Blut und andere Körperflüssigkeiten.

Alexandra ist mit ihrer Kollegin in OP-Kleidung im Krankenhaus in Ghana zu sehen. Dort hat sie ihren weltwärts-Freiwilligendienst gemacht.
Alexandra (links) mit Ihrer Kollegin Antoinette (rechts)

Mein Leben in Ghana bestand nicht nur aus Arbeit

Ich habe bei einer Gastfamilie gewohnt, die aus drei Erwachsenen und fünf Kindern bestand. Durch sie habe ich viele Aspekte der ghanaischen Kultur kennengelernt. Die Familie hat für mich gekocht, mich sonntags zur Kirche mitgenommen und versucht mir ein paar Worte der lokalen Sprache Fante beizubringen. Mit ihnen habe ich die meisten Abende verbracht.

Nachmittags habe ich mich mit anderen Freiwilligen in Agona Swedru getroffen. Dienstags gingen wir in eine Bar, um zu reden und Karten zu spielen, und donnerstags gingen wir zusammen in ein nahegelegenes Fitnessstudio. Zusätzlich haben wir auch gemeinsam einige Projekte an den Schulen verwirklicht.

An Wochenenden und in den Ferien sind wir viel zusammen verreist oder haben Freiwillige in anderen Orten besucht. Eins meiner Lieblingsziele war Kokrobite, wo wir surfen konnten und auch Kontakt zu ghanaischen Künstler*innen hatten.

Dieser Freiwilligendienst war eine riesige Bereicherung für mich!

Ich habe im Krankenhaus mehr gesehen und gelernt, als ich bei jedem Praktikum in Deutschland hätte lernen können.

Alexandra reinigt Instrumente im ghanaischen Krankenhaus
Instrumente reinigen war eine unter vielen Aufgaben und Einblicken

Ich habe die ghanaische Kultur kennengelernt, Freude gefunden und spannende Bekanntschaften gemacht. Das Jahr hat mir auch geholfen mich für ein Studium zu entscheiden und mich selbst ein wenig besser kennenzulernen.

Ich hatte ein wunderschönes Jahr, das ich zu einem großen Teil weltwärts sowie der Unterstützung von KulturLife, meiner Gastfamilie und meinen Mitfreiwilligen zu verdanken habe.

Vielen Dank!